1966 Che Guevara: «Alles in Feuer und Blut ersticken, bis die Wanzen, die sich vom Schweiß der anderen mästen, verreckt sind.»

Zitatauswahl Moritz Nestor

Der französische Journalist Jean Marclilly interviewte 1966 Che Guevara in dessen Versteck im Dschungel Venezuelas , ehe der Guerilla- Führer seinen Feldzug in Bolivien begann.

 

Der Spiegel veröffentlichte am 29. Juli 1968 (Nr. 31/68) Teile daraus:

 

Niemals konnte ich mich damit abfinden, daß ein Mensch sein Leben lang wie ein Mistkäfer seine Drecks-Kugel rollt. Ein solches Leben ist schlimmer als der Tod. Ein Mensch, der so lebt, braucht eine Berufung, damit er eines Tages sein eigener Arzt wird, sich selbst und anderen hilft. 

[…]

Alle pro-sowjetischen kommunistischen Parteien Lateinamerikas jedoch treten auf der Stelle; sie haben die Revolution zum Tode verurteilt, weil sie sich entschlossen haben, am Leben zu bleiben — und weil sie glauben, es genüge, nur mit dem Gehirn zu arbeiten, damit möglichst wenig Sachschaden entsteht. Die Revolution aber muß ein Akt der Maßlosigkeit sein, dessen Wellen alles unter sich begraben.

[…]

Damit die Menschen aus diesem Elend herauskommen – sofern sie es überhaupt wollen –, gibt es nur ein Mittel: Alles in Feuer und Blut ersticken, bis die Wanzen, die sich vom Schweiß der anderen mästen, verreckt sind. Einen anderen Weg, eine andere Hoffnung gibt es nicht.

[…]

Das ist das einzige Mittel, mit dem sich unser Volk Gehör verschafft – es macht seinem Zorn Luft und läßt das Getöse seiner Gewalttaten hören.

[…]

Lateinamerika ist das Land der Indios; und die Indios sind Mestizen, die entweder spanisches. portugiesisches oder Negerblut in sich haben. Was die Masse betrifft, so ist bei ihr das indianische Blut vorherrschend, und die Indios haben die belastende Erbschaft des Sklaven, den es ständig nach Freiheit verlangt, der sich aber nicht ungestraft dem Gesetz seiner Herren unterworfen hat.

Die ersten Herren, ob es Azteken, Mayas oder Inkas waren, impften ihm die Furcht und die Achtung vor den Göttern ein. Dann wurden sie von den Konquistadoren dem Christentum geweiht. Nun sind aber die lateinamerikanischen Bevölkerungen größtenteils beiden, den heidnischen Göttern und dem Christentum, treu geblieben, und dazu noch einem gewissen Fetischismus, der dem schwarzen Blut, das sie in sich haben, nicht fremd ist.

[…]

Aber das Entscheidende, weshalb die Revolution nicht kommunistisch sein wird, Ist das starke Nationalgefühl, das in jedem Staat Lateinamerikas herrscht.

Kommunistisch sein, das heißt brüderlich, also international sein. Nun gibt es aber zwischen einem Peruaner und seinem Nachbarn. dem Bolivianer, einen stärkeren Antagonismus als zwischen einem Peruaner und einem Ungarn. Die Revolution kann sich also nur auf nationaler Ebene und nur durch das Wirken der Nationalen realisieren. Die kommunistischen Parteien In Lateinamerika lähmen die Aktion allein durch ihre Existenz und ihre Bezeichnung.

Was immer sich in unserer lateinamerikanischen Welt bewegt, kommt unter der Führung von Männern in Gang, die alle Fäden zu den Kommunisten abgeschnitten haben

[…]

 

Autor

Moritz Nestor, Psychologe

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