Giovanni Maio
Therapieziel Hoffnung – Zur Bedeutung der Hoffnung in einer technisierten Medizin
In: Zeitschrift für medizinische Ethik.
Ärztlich assistierter Suizid I. Ausgabe: 3/2015. 61. Jahrgang
Das Thema Hoffnung führt ein Schattendasein in der medizinethischen Literatur, obwohl eine gute Behandlung von Patienten auf einen differenzierten Begriff der Hoffnung angewiesen bleibt. Denn das Hoffen stellt eine zutiefst menschliche Fähigkeit dar, ohne die wir nicht existieren könnten. Hoffnung ist keine rein theoretische Einsicht, kein bloßes Resultat der Abwägung oder des Messens, und doch ist sie eine Empfindung, die auf guten Gründen basieren muss. Das Besondere der Hoffnung liegt gerade in ihrem Doppelcharakter: Sie bezieht sich auf grundsätzlich Realisierbares und zugleich impliziert sie das Anerkennen der Unverfügbarkeit und Nichtgarantierbarkeit des Erhofften. Was bedeutet Hoffnung in unserer Zeit? Was bedeutet Hoffnung für kranke, speziell für chronisch kranke Menschen oder gar für Sterbende? Gerade in der Medizin, die unweigerlich mit existenziellen Fragen zu tun hat, muss vertiefter über die Hoffnung nachgedacht werden.