Aggression beruht nicht auf einem Triebgeschehen, sondern auf dem «Lernen am Modell»: «Vorschulkinder wurden in vier Gruppen eingeteilt, die unterschiedliche Erfahrungen machten: Gruppe 1 machte die Beobachtung eines aggressiven Erwachsenen. Gruppe 2 beobachtete den gleichen Erwachsenen in einem Film. Gruppe 3 wurde eine als Katze verkleidete Figur in einem Film mit gleichem aggressivem Verhalten präsentiert. Gruppe 4 war Kontrollgruppe ohne aggressives Modell. Das aggressive Verhalten bestand in der Mißhandlung einer großen Puppe. Anschließend wurden die Kinder in einen Raum gebracht, in dem sich die Spielpuppe befand. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Die Kinder der Experimentalgruppen 1 – 3 zeigten fast doppelt soviele aggressive Akte, wie die der Kontrollgruppe 4. Das menschliche Filmmodell (Gruppe 1) hat dabei offensichtlich die stärkste Wirkung gehabt. Bandura führte in einem weiteren Laborexperiment mit 96 Kindern (Alter im Schnitt: 4,5 Jahre) eine weitere Untermauerung seine Konzeption des Modell-Lernens durch. Dazu wurden die Kinder in fünf Gruppen eingeteilt, von denen die (1) erste erwachsene Personen beobachtete, die einer Plastikpuppe körperlich und verbal aggressiv zusetzten. (2) Die zweite Gruppe sah die gleiche Szene als Film, (3) die dritte dasselbe modifiziert als Trickfilm. (4) Die vierte Gruppe sah einen Film, in dem die Erwachsenen keinen aggressiven Handlungen nachgingen. (5)Die fünfte Gruppe schließlich erhielt gar keine Darbietung. Anschließend wurden alle Kinder durch die Wegnahme ihres momentanen Spielzeugs frustriert und in einen Raum gebracht, der neben anderen Gegenständen die gleiche Plastikpuppe enthielt, die während der Darbietung verwendet worden war. Es zeigte sich eindeutig, dass alle Kinder, denen ein sich aggressiv verhaltendes Modell präsentiert worden war, in der anschließenden Spielsituation deutlich mehr aggressive Verhaltensweisen insgesamt zeigten, als Kinder, denen ein nicht-aggressives Modell oder gar keins angeboten worden war.»