Franz Scholz
Görlitzer Tagebuch 1945/46
Wächter, wie tief ist die Nacht?
Würzburg: Johann Wilhelm Naumann 1975
Der 1909 in Breslau geborene Franz Scholz war von 1940 bis 1946 Priester und Kuratialpfarrer der Kirchengemeinde St. Bonifatius in Görlitz-Ost, dem heutigen Zgorzelec in Polen. Über die schwere Zeit vom 10. Februar 1945 bis zum 1. Juni 1946 dieser Tätigkeit berichtet sein Tagebuch, das er damals führte. Nach zwanzig Jahren veröffentlichte er es 1975 mit der Widmung «Den Deutschen und den Polen, die sich unbarmherziger Zeit den Gliedern des jeweils entrechteten und gedemütigten Volkes gegenüber als Nächste erwiesen haben. (Luk 10, 36)» Er erlebt die tiefsten menschlichen Abgründe auf allen beteiligten Seiten – vor allem auch den Strom der vertriebenen Schlesier durch Görlitz. Seine Schilderungen sind ein vergessenes Geschichtsbuch der besonderen Art, das eigentlich in jeden Geschichtsunterricht gehört. Denn Scholz schildert realitätsgerecht, politisch kenntnisreich und menschlich fest seinem Ziel treu bleibend, in einer Zeit der «Recht- und Heimatlosigkeit» den Menschen sich als Mitmensch zu erweisen. Ein leider vergessenes Zeugnis von personaler Geschichtsauffassung. Ein dringend nötiges Vorbild heutiger Geschichtsschreibung.