Im Mittelpunkt des politischen Interesses stand am 17. Juni 1995 der Beginn der Reichsstagsverhüllung in Berlin – Massenschauspiel für Hunderttausende. Der 17. Juni war einst der deutsche Nationalfeiertag zum ehrenden Gedenken an den ersten, durch sowjetische Panzer und Standrecht blutig niedergechlagenen Massenaufstandes gegen den Kommunismus auf deutschem Boden. Die Opfer der zweiten deutschen Diktatur empfinden es als eine Demütigung, dass an diesem Tage die öffentliche Aufmerksamkeit auf ein nichtssagendes Spektakel gerichtet wird, mit dem ein Künstler angeblich zum „Nachdenken über Geschichte“ anregen möchte. Sie schreiben: „Statt des Parlamentes als eines Symbols deutscher Demokratie, das von Nationalsozialisten und Kommunisten gleichermassen verleumdet und abgeschafft wurde, sollte sich Christos Verpackungsaktion jener T 34 Panzer bemächtigen, die als Sinnbild sowjetkommunistischer Unterdrückung heute noch die Strasse des 17. Juni säumen.“ Diese Panzer stehen für die imperialistische Aggression des mörderischen sowjetischen Unterdrückungsimperiums. Was Christo nicht tat, taten die Opfer der kommunistischen Diktatur, um den geschichtsverfälschenden Verpackungskünsten des Zeitgeistes zu wiedersprechen. Sie rollten einen verhüllten Sowjetpanzer zum Reichtstag. Bis heute hat die Presse jedoch kaum davon Kenntnis genommen.
Nahezu unbeachtet findet am 14. Juni 1995 im „Haus am Checkpoint Charley“ zu Berlin eine Pressekonferenz statt. Gekommen sind ehemalige Kämpfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953. Aber nur sehr wenige Journalisten haben sich eingefunden. Bitter stellen die alten Kämpfer fest, dass in der neuen deutschen Hauptstadt zwar eine Gedenkstätte für die Opfer des 20. Juli, des Attentats auf Hitler, existiert, aber keines für die standrechtlich Erschossenen und Inhaftierten des 17. Juni. Es geht ihnen um das ehemalige Regierungsgebäude der alten „DDR“, das heutige „Detlev-Rohwedder-Haus“ der Treuhand. Von dort aus war 1953 der Generalstreik ausgerufen und hatte der Volksaufstand seinen Anfang genommen. Hier hätten die Kämpfer gerne eine Gedenkstätte. Bis heute aber verweigert sie ihnen Bundesfinanzminister Weigel in seiner Eigenschaft als Hausherr. Nach monatelangem Widerstand hatte er Oktober letzten Jahres eine Fotowand an der Aussenwadn des Rohwedder-Hauses mit Bildern des Aufstandes gestattet. Sie soll Ende Juni abgenommen werden. Ein Denkmal soll es auf dem Grundstück nach Weigels Willen nicht geben. Man befürchtet Demonstrationen vor dem Mahnmal! Und: „Das kann sich der Minister vor seinem Dienstgebäude nicht leisten.“ erklärte ein hoher Beamter aus dem Bundesfinanzministerium. „Die Westdeutschen haben den 17. Juni als ihren Badetag betrachtet.“ kommentiert Heinz Homuth diese Haltung. Er gehörte 1953 als Bauarbeiter an der Stalinallee zu den berühmten ersten 80, die den Aufstand begannen. Und Gerhard Roemer, 1953 Streikleiter in Magdeburg, zufällig der standrechtlichen Erschiessung entronnen und zu lebenslanger Haft verurteilt, sagt: „Die 17. Juni-Kämpfer sind das Schlusslicht bei der Würdigung des Widerstandes gegen den Sowjetkommunismus.“