Sog in den Abgrund oder Hoffnung für die Zukunft …

17. März 2016, die Brücke, Sankt Lukaskirche, Leipzig Hugo Gevers

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Plakat der Veranstaltung

Es gibt viele Menschen, die Schreckliches erlebt haben. Nicht nur Flüchtlinge, die in Ihrer Heimat Folterung und Hass erleben mussten. Es gibt auch schreckliche Dinge, die sich hinter ganz normalen bürgerlichen Mauern verbergen. Einige Menschen leiden ein ganzes Leben lang von eben solchen Erfahrungen und können so nie wirklich zu ihrem Glück finden. Die Vergangenheit bleibt immer wie ein Klotz am Bein und wirft ein Schatten über das ganze Leben. Und doch gibt es immer wieder Beispiele von Menschen, die den ganzen Widerwärtigkeiten zu trotz einen neuen Start machen konnten und vielleicht sogar gestärkt aus der Krise kamen. Und genau dieses Phänomen hat Herr Moritz Nestor interessiert und fragt sich deshalb, ob eine problemorientierte Behandlung nicht geradezu Quelle des Problems sein könnte. Sich stützend auf ganz neue Forschung, die sich „Resilienzforschung“ nennt, zeigt er auf, dass positive Aspekte, wie klein sie auch sein mögen, wichtige Ressourcen für traumatisierte Menschen sein können. „Es geht darum: Weg vom Defizit (Pathologie, Träume, Vererbung, Opferhaltung), hin zu Lösungsorientierung, Bildung, Ermutigung und Weckung der Widerstandskraft („Resilienz“) im Menschen.“ sagt der Psychologe Moritz Nestor. Das hat er während einer Lesung in der Brücke am 17. März 2016 getan. Titel der Lesung war: „Warum nicht alle Kinder aus schlechten Verhältnissen automatisch ’schlecht‘ werden und was man dazu tun kann.“ In einer lebendigen Diskussion mit vielen Beiträgen aus der Zuhörerschaft, wollten wir in der „Brücke“, Wege suchen, Menschen in Not zu helfen. Dabei können die einfachsten Dinge das Eis brechen. Miteinander Marmelade kochen, Sport, Kunst, Musik, oder Tomaten anbauen, können einem Menschen auf völlig andere Bahnen bringen. Menschen in Krisen brauchen oft nur einen kleinen Anstoß von einem Mitmenschen, sie aus dem Bann der Vergangenheit zu befreien. Besonders erfreulich war die erfrischende Herangehensweise. Das große Interesse an unserer Arbeit in „der Brücke“ hat gut getan.

DSCN2352Am Donnerstagnachmittag, den 17. März trafen wir Herrn Nestor und Diplom-Heilpädagogen Wolfgang von Biezen in der „Brücke.“ Unter dem Hauptthema „Tüchtig fürs Leben erziehen“ wollten wir über unser Engagement unter Kindern und Familien reflektieren. Dabei konnten unsere Mitarbeiter in einer lockeren menschlichen Atmosphäre über Erfahrungen berichten. Ich nehme für mich selber viele wichtige Erfahrungen mit, die ich in Zukunft in der Arbeit in Leipzig zum Tragen bringen will. Ganz besonders sehe ich die Notwendigkeit, nicht zuzulassen, dass wir von den Ereignissen des Alltags überrollt werden. Wenn man von einer Krise zur nächsten rennt, ist die Versuchung groß, Probleme unreflektiert in den Hintergrund zu drängen. Dieselben Problemfälle haben aber immer wieder die lästige Angewohnheit wieder aufzutauchen. Und meistens werden die über Zeit schlimmer. Es lohnt sich allemal mit allem aufzuhören und ein Problem beherzt anzugehen. Und zwar nicht nur bei Kindern.

Der Themenabend war Programmpunkt der Leipziger Büchermesse und wurden mit einem geselligen Abend bei Käse und Wein ausgeklungen.

Autor

Hugo Gevers, Missionar

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