Heiko Möhle
Branntwein, Bibeln und Bananen – Der deutsche Kolonialismus in Afrika – eine Spurensuche
Berlin/Hamburg 2011
«Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist noch nicht einmal vergangen» – dieser Leitspruch könnte für das Buch stehen, das hier in vierter, durch einen Index und ein Literaturverzeichnis erweiterter Auflage erscheint, genauso aber auch für das Werk Heiko Möhles insgesamt. Das Besondere an seinem Wirken ist, dass es die Gegenwärtigkeit des Vergangenen nicht nur analytisch erfasst, sondern sie auch sinnlich erfahrbar gemacht hat. Dafür ist Hamburg, das «Tor zur Welt», mit seiner Kolonialgeschichte ein günstiger Ort. Dies zieht sich durch von der ersten Stadtrundfahrt «Hamburg-Dritte Welt» 1989, noch im universitären Kontext, bis zu den vielen gut besuchten kolonialhistorischen Stadtrundgängen, die er bis kurz vor seinen Tod 2010 durchgeführt hat. Titel wie «Sklaven, Schnaps und Schokolade», «Zwischen Völkerschau und Tropeninstitut» oder «Branntwein, Bibeln und Bananen» (so der Titel des kolonialhistorischen Stadtrundgangs von der Börse zur Speicherstadt im Hafen) sind vielen Hamburgern im Ohr. Genauso die Hafenrundfahrten, zu denen Heiko Möhle maßgeblich beigetragen hat: «Hoffnung Hafen», «Von Schatzkisten und Pfeffersäcken», «Tor zum Weltreich» oder «Meer-Bananen-Republiken». Hier geht es in unterschiedlichen Facetten um Welthandel, Migration und Kolonialgeschichte, an wechselnden Orten und mit wechselnden Medien, auch mit Musik und Literatur.
Aus: Peter Langlo & Christoph Schmitt: Branntwein, Bibeln und Bananen – Der deutsche Kolonialismus in Afrika. Nachruf auf Heiko Möhle. In: Neue Rheinische Zeitung. Aktueller Online-Flyer vom 24. April 2016.