Heinz von Foester: Es gibt die Welt nicht, es gibt nur «Kompetenzen» in unserem Kopf. Die Erfindung der «Kompetenz»-Orientierung aus dem Geiste des Konstruktivismus‘

2014 Moritz Nestor

Heinz von Foester: Es gibt die Welt nicht, es gibt nur «Kompetenzen» in unserem Kopf. Die Erfindung der «Kompetenz»-Orientierung aus dem Geiste des Konstruktivismus‘

 

Der Erfinder des Konstruktivismus’ nach dem Zweiten Weltkrieg war Heinz von Foerster (1911-2002). Er behauptet:

«Das, was wir einen Gegenstand … nennen, ist im Grunde genommen eine Kompetenz unseres Nervensystems … Der Gegenstand … ist … ein Symbol … ».[1]

Wir lehren in der herkömmlichen Schule unsere Kinder die Dinge der belebten und unbelebten Natur und deren Gesetzmässigkeiten. Der Fächerkanon der klassischen Schule ist ein Abbild der Gegenstandsbereiche der ganzen Natur, des Menschen und der Kultur – der reale existierenden objektiven Welt. Erziehung und Bildung geben der nächsten Generation diesen Wissens- und Erfahrungsschatz an die nächste Generation weiter. Wissensvermittlung ist die Grundlage aller Kultur.

Alles Unsinn, sagen die Konstruktivisten und lösen den Fächerkanon auf. Wissensvermittlung sei nicht möglich, sagt Heinz von Foerster.

Die Kinder lernen in der Schule, wie sie die Konstruktivisten wollen, nicht die Gegenstände der Welt kennen, sondern sie lernen nur Symbole, nota bene: von den Nerven «errechnete» Symbole ohne Bezug zur Wirklichkeit. So würden sie erst richtig «kreativ». Unsere Kinder werden so in eine beliebige Phantasiewelt eingeführt, die bis zum Wahn und bis zur Persönlichkeitsspaltung führen kann. Denn, behauptet Heinz von Foerster,

«was wir als Objekte bezeichnen, wandelt sich ständig. Man nimmt niemals ein und denselben Gegenstand … wahr. Selbst wenn Sie am Morgen in den Spiegel schauen, sehen Sie immer einen anderen».[2]Bildschirmfoto 2016-06-24 um 11.16.44

Die werdende Persönlichkeit des Kindes soll nun «lernen», dass sie heute anders sei als gestern. Damit wird die Einheit der (kindlichen) Persönlichkeit aufgelöst. Das sind wissenschaftlich verbrämte Rezepte zur Angsterzeugung, die aus Horrorfilmen wie «Dr. Jekyl and Mr. Hyde» stammen. Wir erregen im kindlichen Gemüt psychotische Angstzustände, wenn die Kinder nicht mehr sich selbst als Einheit erleben, sondern in der Nacht nicht einschlafen können, weil sie ängstlich darauf warten, wann es jetzt passiert, dass sie «ein anderer» werden. Und wenn sie dann in den Medien auch noch haufenweise solche virtuellen Wesen erleben, die sich ständig verändern, ohne an die Gesetze der Wirklichkeit gebunden zu sein, dann kann das die Angst ins Unermessliche steigern. Das nicht mit unseren Kindern!

Die Psychose hat auch etwas damit zu tun, dass das Vertrauen schwindet, dass die Dinge des Alltags sind, wie sie sind. Der Konstruktivist säht auch hier in den Kindern existentielles Misstrauen:

«Man sieht einen Tisch …, fühlt das Holz – und glaubt jetzt, dass der Tastsinn die Existenz des Tisches … verifiziert. Diese Bestätigungsidee erscheint mir sinnlos».[3]

Das löst den normalen Bezug zur Welt und das Vertrauen, dass die Dinge so sind, wie sie sind, auf, und Dinge wir Tische, Stühle usw. werden dann immer mehr als bedrohlich und gefährlich empfunden.

Die Welt und alles, was in ihr ist, gibt es für den Konstruktivisten nicht. Heinz von Foerster behauptet:

«all dies sind konstruierte Relationen, sie kommen nicht von aussen, sie entstehen im Innern.»[4]

Unsere Sinne werden erregt, sagen die Konstruktivisten, aber

« …was sie erregt, können wir nie wissen; wir wissen nur, was uns unsere Sinne aus diesen Erregungen vorzaubern.»[5]

So sei es «unsinnig, von einer Abbildung der Aussenwelt in der Innenwelt zu sprechen».[6]

 

Bleibt nur eine Frage: Wenn alles Einbildung sei, woher will dann der Konstruktivist wissen, dass er selbst und seine Meinung keine Einbildung seien, sondern dass er objektiv recht habe? Denn er behauptet ja, dass er allein recht hat.

Wer allen predigt, alles sei relativ, der setzt sich für absolut. Dieser unduldsame Hohepriester des Relativismus verdammt alles Objektive als Häresie. So wird er zum absoluten Wächter darüber, dass ja keiner glaube solle, andere als der Hohepriester hätten vielleicht auch einmal recht.

Das nicht mit unseren Kindern.

 


 

Anmerkungen

[1]   Foerster, Heinz von & Pörksen, Bernhard: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. S. 20
[2]   Foerster, Heinz von & Pörksen, Bernhard: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. S. 19
[3]   Foerster, Heinz von & Pörksen, Bernhard: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. S. 21
[4]   Foerster, Heinz von & Pörksen, Bernhard: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. S. 16
[5]   Foerster, Heinz von & Pörksen, Bernhard: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. S. 15
[6]   Foerster, Heinz von & Pörksen, Bernhard: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. S. 15

Autor

Moritz Nestor, Psychologe

Weiterempfehlen