Iris Glockengiesser
Mensch – Staat – Völkergemeinschaft
Eine rechtsphilosophische Untersuchung zur Schule von Salamanca
Bern 2011
«Das Aufeinandertreffen der Kulturen infolge der Entdeckung Amerikas brachte die mittelalterlichen Denkgebäude des nun alten Kontinents ins Wanken oder gar zum Einsturz. Die Europäer wurden zum Umdenken gezwungen, da die tradierten Antworten auf die neuen Fragen nicht recht passen wollten. Das galt insbesondere für den Umgang mit den nichtchristlichen Ureinwohnern Amerikas, die im Rahmen der Conquista – als nahtlose Fortsetzung der Reconquista, die zur Vertreibung der Mauren in Spanien geführt hat – unterjocht, versklavt und zwangschristianisiert wurden.Dies bildete den politischen und sozialen Hintergrund, vor dem die Schule von Salamanca – darunter Francisco de Vitoria und Francisco Suárez, um nur die wichtigsten zu nennen – zu einem menschenwürdigeren Umgang mit den Indios aufforderte. Glockengiesser widmet sich diesen Theorien, die sowohl damals als auch heute noch revolutionären Esprit zu versprühen vermögen, steht die Schule von Salamanca doch für den Ursprung des modernen Völkerrechts, das mehr meint als lediglich das Recht der Nichtbürger, wie es das antike Rechtsdenken lehrte, sondern ein Recht zwischen gleichberechtigten und souveränen Staaten, unabhängig von Glaube oder Kultur. Daher wird ausgehend vom Menschenbild, welches den Menschen als vernunftfähig, frei und zugleich gemeinschaftsbildend beschreibt, über die höchste Form der menschlichen Gemeinschaft, den Staat, der Bogen bis hin zum Verhältnis zwischen diesen politischen Gemeinschaften gespannt.»
(Aus: Patrick Stellbrink (2012): Rezension zu: Iris Glockengiesser: Mensch – Staat – Völkergemeinschaft. Bern: 2011. In: Portal für Politikwissenschaft. URL: http://pw-portal.de/rezension/34904-mensch–staat–voelkergemeinschaft_41958)