Moritz Nestor
Historisches Stichwort ‚Neoliberalismus‘
Chile
Mitte der Siebzigerjahre installiert eine Gruppe von «Chicago Boys», die alle an der Universität von Chicago bei Milton Friedman in die Lehre gegangen waren, im Windschatten eines von den USA orchestrierten Militärputsches in Chile das weltweit erste neoliberale Wirtschaftssystem in einem Staat des US-amerikanischen «Hinterhofs»: Chile. Friedmann nannte es euphemistisch ein «Wirtschaftswunder». Zuvor hatte die CIA die demokratisch gewählte Regierung Salvatore Allendes weggeputscht, Allende ermordet und den Militärdiktator Pinochet in den Sattel gehoben. Pinochets Junta bugsierten Karl Brunner und Allan H. Meltzer aus der Schar von Friedmanns «Chicago Boys» auf die zentralen Schaltstellen. Diese setzten um, was die USA befahlen und Milton Friedman lehrte: Sie privatisierten Autobahnen, Krankenhäuser, Gefängnisse, Grundschulen, die dem Volk gehörenden Kupferminen und alles, was sie verkaufen liess, meist an ausländische Gesellschaften.[11] [Sebastian Edwards. The Chile Project: The Story of the Chicago Boys and the Downfall of Neoliberalism. Princeton: Princeton University Press, 2023 / https://www.youtube.com/watch?v=MoAYvOsKVUg ]
Die Folgen: Nur die Reichen konnten sich nun Schulen leisten. Zwischen 1974 und 2006 investierten ausländische Bergbauunternehmen vergleichsweise lächerliche 20 Milliarden Dollar in den Abbau der eigentlich dem chilenischen Volk gehörenden Bodenschätze, während sie zwischen 2006 und 2011 Gewinne von über 160 Milliarden Dollar aus Chile abzogen. Der Gewinn von etwa 25. Milliarden Dollar eines Jahres (2006) betrug mehr als die Investitionen der zweiundzwanzig Jahre 1974-2006. «Der Armutsforscher Thomas Piketty geht davon aus, dass ein Prozent der Chilenen 35 Prozent des Reichtums des Landes besitzen. „Damit sind wir das ungleichste Land der Welt“», sagt Marco Kremerman, Wirtschaftsexperte der regierungskritischen chilenischen Organisation «Fundación Sol» und fährt fort: «50 Prozent der Arbeitnehmer verdienen weniger als 400 Euro im Monat … Die Menschen haben Arbeit und müssen sich für die Miete und Essen verschulden».[10]
Europa
Es sind die gleichen neoliberalen Konzepte von Privatisierung, Entfesselung der Monopolwirtschaft und Dekonstruktion des Sozialstaates, die zehn Jahre später in Europa als «Globalisierung» auftauchen. Zu Beginn der Achtzigerjahre wird unter Reagan und Thatcher die im «Labor» Chile «erprobte» neoliberale Wirtschaftsideologie – Verschiebung des Gemeinwohlsektors in den «freien Markt», Privatisierung und Dekonstruktion des Sozialstaates – nach Europa exportiert.
1979 bis 1990 ist Thatcher Premierministerin Großbritanniens. Sie zerschlägt den Sozialstaat und die Gewerkschaften und kleinen Vereine in den Gemeinden unter dem Motto: «There is no such thing as society.»[8] Der Mensch kommt in diesem Denken nur noch als solitäres Lebewesen vor ohne soziale Verbundenheit, seiner schützenden kulturellen Sphäre beraubt. 2002 betont Gerhard Schröder in seiner Regierungserklärung vor dem Bundestag den Willen der deutschen Regierung,
«den Prozess der Globalisierung nicht nur anzunehmen, sondern ihn aktiv politisch zu gestalten». die Bundesregierung wolle sich um «eine gerechtere Verteilung der Globalisierungsgewinne bemühen. … Die Bundesregierung tritt in ihrer internationalen Verantwortung dafür ein, dass mit der Globalisierung der Märkte eine Globalisierung der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit einher gehen muss. … Die Europäische Union ist die Antwort der Völker Europas auf Krieg und Zerstörung. Sie ist unsere Antwort auf die Globalisierung». [12]
1980 Gründung der «World Federation of Right to Die Societies»
In dieser historischen Phase der Übernahme des Neoliberalismus nach Europa wird 1980 auch die «World Federation of Right to Die Societies» (Internationale der Sterbehilfe-Gesellschaften) als ideologischer Arm dieser neoliberalen Bewegung gegründet. Das versteht man in seiner Bedeutung erst dann tiefer, wenn man die politische Absicht des Neoliberalismus zur Kenntnis nimmt, dass er alle Lebensbereiche (Kultur, Bildung, Gesundheit, Universitäten usw.) marktwirtschaftlich nach Prinzip von Angebot und Nachfrage organisieren will. Auch den Staat selbst wie ein Unternehmen führen will: «New Public Management».
Der Schweizer Ableger der «World Federation of Right to Die Societies» Exit entsteht 1982 unter Übernahme der Statuten des britischen Vereins «My Death My Decision».
«World Federation» ist ein Bluff: Nur in zweiundzwanzig Staaten dieser Welt (South Africa, Zimbabwe, Japan, Belgium, Denmark, Finland, France, Germany, Ireland, Italy, Luxembourg, Netherlands, Norway, Spain, Sweden, Switzerland, United Kingdom, United States, Australia, New Zealand, Colombia, Venezuela) gibt es «Right to Die Societies»: «Sterbehilfe» ist ein Phänomen in den westlichen angloamerikanischen Industrienationen und im amerikanisierten Japan. Das sind nur 11% aller 193 Mitglieder der Vereinten Nationen. Die überwiegende Mehrheit der Menschheit ist nicht Teil der «World Federation» der Todesengel.
Die Niederlande erweisen sich mit ihrem stark auf das Opportunitätsprinzip fussenden Rechtssystem als ideal, ab Ende der Siebzigerjahre zum europäischen Versuchslabor für die «neue Euthanasie» zu werden. Die Schweiz öffnet sich Mitte der Neunzigerjahre für die die «Unerforschten Wege der Euthanasie» (NZZ, 1993) aus den Niederlanden und beginnt ihrerseits eine aggressive Kampagne zur Liberalisierung von §114 (Tötung auf Verlangen) die allerdings 2000 scheitert.
Rechtsanwalt Minelli gibt 2000 nach dem Scheitern der Freigabe der Tötung auf Verlangen in der Schweiz als selbsternannter Sprecher der Schweizer «Sterbehilfe»gesellschaften den neuen Kurs durch: Wir müssen auf die europäische Ebene. Dieses Programm wird zum Bestandteil des neoliberalen Umbaus der mitteleuropäischen Staaten und deren Konzepte der Sozialen Markwirtschaft.
Zur Vita Attali
Wie der umstrittene «Euthanasie»-Philosoph Peter Singer ist auch Jacque Attali Akteur auf globaler Ebene tätig. 1981 erscheinen sein Buch «Die kannibalische Ordnung» und das Interview «Die Medizin auf der Anklagebank», ein Interview von Michel Salomon mit Attali. Darin liefert Attali dem westlichen Netzwerk der Sterbehilfe-Gesellschaften die passende «Euthanasie»-Ideologie. Sie ist nicht mehr sozialdarwinistisch-rassistisch wie die NS-Euthanasie. Sie will die «zu teure» Medizin abschaffen.
Jacques «Attali wurde 1943 in Algier geboren, während des Algerienkriegs zog die Familie nach Paris. Das Studium an der militärischen Eliteschule Ecole polytechnique schloss Attali mit einem Notenrekord ab, der fast ein halbes Jahrhundert lang nicht mehr erreicht wurde. Danach absolvierte er die Kaderschmiede ENA (Ecole nationale d’administration). Er war François Mitterrands Kabinettschef während dessen Zeit als Generalsekretär der Sozialistischen Partei, und François Hollande, der spätere Premierminister Laurent Fabius und Ségolène Royal waren seine Assistenten. Nach Mitterrands Wahl 1981 wurde er dessen engster Berater im Elysée mit dem Büro gleich neben jenem des Präsidenten. Als Mitterrands «Sherpa» organisierte er die G-7-Gipfeltreffen der Staatschefs. […] ‘Sie, Monsieur Attali, waren ein glühender Verfechter der Globalisierung.’ […] [Attali:] ‘Die Probleme der Menschheit sind global und können nur gemeinsam gelöst werden.’»[4]
Attali macht 1968 ein Praktikum an der École nationale d’administration im Département Nièvre und trifft dort zum ersten Mal auf François Mitterrand. Attali wird Professor, Doktor der Wirtschaftswissenschaften und hat Abschlüsse der École polytechnique, der Mines ParisTech, des Institut d’études politiques de Paris und der École nationale d’administration.
1970, mit 27 Jahren wird er Mitglied des französischen Staatsrates. 1973 trifft er mit François Mitterrand zusammen. Mit Mitterrands Einzug in den Élysée-Palast 1981 wird Attali dessen Kabinettschef und Sonderberater, was er bis 1991 bleibt. Von seiner Berufung profitierten auch seine Freunde Jean-Louis Bianco und Alain Boublil und einige junge ENA-Absolventen, wie François Hollande und Ségolène Royal. 1982 plädierte Attali für ökonomische Strenge. Er hatte auch eine weitere Aufgabe: Attali wurde Mitterrands «Sherpa» für die G7-Gipfel. Er war Organisator der 200-Jahr-Feier der Französischen Revolution am 14. Juli 1989 und des Gipfels der G7 in Paris. Während Mitterrands zweiter siebenjähriger Amtszeit verließ Attali den Élysée-Palast.
1991-1993 ist er Gründer und erster Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung(EBRD) in London, einer Institution, die die Wiederaufbauhilfe für die osteuropäischen Länder koordinierte. Nach einem Finanzskandal tritt er im Juli 1993 von seinem Präsidentenamt zurück.
Sein Zwillingsbruder Bernard Attali war von 1988 bis 1993 Vorstandsvorsitzender der Air France. 2000 (2001?) sitzen Attali, Peter Singer, Anthony Giddens und Bill Clinton am WEF in Davos in der AG «Wieviel ist uns unsere Gesundheit wert?»
«Die kannibalische Ordnung» – «Though this be madness, yet there is method in’t.» (Hamlet)
Der neoliberale Ökonom Jacques Attali veröffentlichte 1981 ein Buch, dessen deutscher Titel lautet «Die kannibalische Ordnung» [1]. Der erste Eindruck ist wie der Titel: unappetitlich. Doch bei genauerem Hinsehen wird dahinter ein aggressives Vernichtungs-Programm der modernen im 19. Jahrhundert gegründeten Medizin sichtbar. Das Buch stammt aus der Ära Reagan/Thatcher der beginnenden Achtzigerjahre, als der Neoliberalismus von Chile nach Europa übertragen wurde.
Attali: Die Medizin habe ausgedient
Die zentrale Botschaft von Attali in der «kannibalischen Ordnung» ist: Die heutige Medizin habe ausgedient.
«Ihr Kostenaufwand ist zu hoch, sie arbeitet zu langsam», (Seite 11) und sie vermöge nicht mehr «den Effizienzanforderungen unserer Zeit entsprechen». (Seite 11) «Leiden und Übel» nähmen immer mehr zu, der «klinischen Medizin geht die Luft aus». Es «wird immer teurer und ineffizienter, die Körpermaschine zu reparieren». (Seite 14)
Eine rationale Begründung dieser ‘Diagnose’ fehlt. Stattdessen weckt Attali mit emotional hochaufgeladenen Stammtischparolen tiefsitzende Affekte gegen die moderne Medizin und «schubst» mit der Psychotechnik des «Nudging» [14] das Denken des Lesers – fast unmerklich für ihn – in Richtung «Euthanasie»:
«Krankenhaus und Pharmazie machen mit ihren Misserfolgen ein besseres Geschäft als mit ihren Erfolgen. Die Hälfte der Kosten, die auf die Gesundheit verwandt werden, dienen lediglich dazu, den Tod für einige Wochen hinauszuzögern; ein Viertel aller medizinischen Behandlungen sind erst als Folge von Krankenhausaufenthalt oder medikamentöser Behandlung notwendig geworden.» (Seite 11)
Die emotionale Botschaft: Statt den sowieso sicheren Tod mit viel Geld und medizinischer Geschäftemacherei um einige unrentable Wochen hinauszuzögern: die Unrentablen Esser sollen lieber ’selbstbestimmt‘ sterben wollen.
Die helfenden Menschen «aus dem Prozess der Heilung herausnehmen»
Der Grund, warum die heutige Medizin zu teuer sei und ausgedient habe, besteht in Attalis ökonomischem Denken darin, dass in ihr Patienten von Menschen behandelt und gepflegt werden, was hohe Lohnkosten nach sich zieht. Attali weiss den Ausweg: Eine immer bessere Medizintechnik werde in der anbrechenden «neuen Ordnung der Dinge» bald alle helfenden Menschen überflüssig machen, den Arzt, die Pflegenden und alle anderen Menschen! Es werde «die Prothese den Arzt ersetzen». (Seite 11) Eine hochentwickelte Industrie ermögliche es dann, so Attali, «den Menschen [gemeint sind alle Helfenden: Pflegende, Ärzte usw.!] ganz aus dem Prozess der Heilung herauszunehmen».(Seite 11) Womit die teuren Lohnkosten entfallen würden!
Das ist Attalis zentrale Botschaft! Man liest sie mit Grauen: Heilen ohne Arzt, ohne Pflegende usw.? Wer meint, sich verhört zu haben, wird schnell eines Besseren belehrt. Attali ist kein Stammtischbruder, der spät nachts wirre Theorien lallt – obwohl es so klingen mag, wenn er die Medizin mit Kannibalismus in Verbindung bringt. Wir haben es mit einem hochrangigen ökonomischen Akteur zu tun, der auf globaler Ebene internationale Institutionen wie das WEF berät und führt. Attali ist prämierter Wirtschaftsprofessor mit den besten Zeugnissen französischer Universitäten.
Der Arzt wird «in Vergessenheit geraten»
Was folgt logisch zwingend aus dem bisher von Attali Gesagten? Das Folgende: Wenn es gelingt, «den Menschen ganz aus dem Prozess der Heilung herauszunehmen» (Seite 11), dann verschwinden die teuren Lohnkosten aus den Jahresbilanzen und Erfolgsrechnungen der Gesundheitssysteme! Damit wird der Weg vollkommen frei, das Gesundheitssystem wie eine industrielle Produktion «effizient» und «rentabel» zu führen.
Denn die Lohnkosten sind die Gesundheitskosten, die man nicht (wie in der industriellen Produktion) durch Effizienzsteigerung von Pflege und Behandlung senken kann. In der industriellen Waren-Produktion kann man mit besseren Techniken die Stückzahl-Kosten senken, weil mit der verbesserten Technik in der gleichen Zeit mehr Waren produziert werden können. Man kann dann sogar Lohnkosten einsparen, weil ein Teil der Arbeitskräfte durch die rationellere Produktionsweise wegrationiert werden können. Die Lohnkosten im Gesundheitssystem widersetzen sich dieser Logik: Man kann in der Medizin trotz besserer Medizintechnik bei der Heilung von Menschen nicht schneller pflegen und nicht schneller eine zwischenmenschliche ärztliche Vertrauensbeziehung aufbauen. Das sind interpersonale Begegnung von Menschen, die man nicht im Fliessbandmodus herstellen kann. Wenn aber nach Attalis Logik die «Menschen ganz aus dem Prozess der Heilung herauszunehmen» (Seite 11) sind, dann stören sie auch nicht mehr dabei, aus dem Gesundheitssystem einen industriellen Betrieb zu machen: Der Arzt, sagt Attali, werde in der «neuen Ordnung der Dinge» vollkommen «in Vergessenheit geraten». (Seite 12) «Though this be madness, yet there is method in’t.» sagt Hamlet.
Die «neue» Medizin als «Massenmarkt»
Nach dem Gesagten steht einem plötzlich das Ziel klar vor Augen, das sich hinter Attalis Geschwurbel von «kannibalischer Ordnung» verbirgt, die Medizin soll ein Massenmarkt werden: die ‚Ware‘ Gesundheit, der ‚Kunde‘ Patient und der ‚Produzent‘ Arzt. Die interpersonale Arzt-Patient-Beziehung verschwindet. Was Attali hier 1981, also in den ersten Jahren der Ausbreitung des Neoliberalismus’ entwirft, gehört vierzig Jahre später zum Umbau-Konzept der führenden Gesundheitsökonomen aller westlichen Regierungen, auch in der Schweiz: Im «Careum working paper Nr. 2/2009» aus einer der renomiertesten Kaderschmieden der Ökonomisierung in der Schweiz, dem «Careum», findet sich das gleiche Konzept wie 1981 bei Attali, allerdings in vierzig Jahren «ausgereifter»:
«Zukunftsfähigkeit erfordert einen fundamentalen Wandel in der therapeutischen Beziehung. Die individuelle Arzt- beziehungsweise Therapeuten-Beziehung wird dahingehend normalisiert, dass sie wie andere Dienstleistungen im Gesundheitswesen grundsätzlich den Gesetzmässigkeiten der Waren- und Konsumwelt folgt. Dies ist ein Übergang von der «alten Medizin» zur «neuen Medizin»: im etablierten Selbstverständnis der akademischen Medizin – see one, treat one (gemäss Flexner Report 1910) – gibt es eine (paternalistische) Einzelbeziehung, die eine Vertrauensbasis hat, die keine weitergehende Vertrauensbildung erfordert.
Die «neue Medizin» ist dagegen ein kostenintensiver Massenmarkt mit hoher Nachfrage sowie steigender Spezialisierung und Arbeitsteilung. In der Wahrnehmung des Konsumenten ist der Vergleich der Leistungen wichtig und es gibt einen Wettbewerb der Anbieter. Gerade auch zum Schutz der Patienten ist deshalb Transparenz eine unabdingbare Voraussetzung.
In der hoch standardisierten Versorgung geht es nicht um Handwerk oder Kunst, sondern um nachvollziehbare Leistungsbeschreibung. Entsprechend ist eine therapeutische Beziehung obsolet, die auf einer individualistischen Konzeption und klinischem Purismus basiert.» [2]
… den Widerstand der Medizin gegen ihr Verschwinden «brechen»
Ein Ärgernis bleibt für Attali allerdings: Die im 19. Jh. entstandene moderne Medizin von heute tue so, klagt er, als müsse man «für alle Zeiten die Perspektive der Denker des neunzehnten Jahrhunderts teilen». Die Medizin vergöttere, schimpft er, sich unkritisch als «ehrfurchtgebietendes, undiskutiertes und narzistisches Wissen» und halte sich für «endgültig und unfehlbar.» Sie sei aber «kein ewiges Wissen», sondern «schon bald ebenso überholt … wie alles andere Wissen auch.» Daher sei es «dringend notwendig, diese Selbstsicherheit anzutasten und diesen totalitären Diskurs über das Leben zu brechen.» (Seite 12) Man hat sich nicht verhört: die Medizin, für Attali ein «totalitärer Diskurs», den man «dringend» «brechen» «muss»!
Rücksichtslose Zerstörung von Bewährtem
Nun versteht man allerdings nur zu gut, woher der geradezu rücksichtslose Zerstörungsdrang der neoliberalen Ökonomisierungs-Programme gegen das heutige auf dem 19. Jh. aufbauenden Gesundheitswesen stammt.
Aus der «Behandlung der Lebenden» werde die «bewussten Produktion des Lebens»
Attali führt eine gnadenlose und erschreckende Sprache: Aus der «Behandlung der Lebenden» werde die «bewusste Produktion des Lebens». (Seite 12) Aus der «Heilung der Menschen» werde der «Handel mit ihren Kopien». (Seite 12) Der Mensch werde angesehen als «Ware, die konsumiert werden kann und deshalb produziert werden muss.» (Seite 12) Daher werde der Arzt «in Vergessenheit geraten». (Seite 12) Nun fallen nach Attali auch alle ethischen Werte, was nach dem Wegfall der Mitmenschlichkeit nur logisch ist:
«Die Debatte über Gut und Böse, über die Frage, ob der Körper dem einzelnen oder der Allgemeinheit gehört, und sogar über die Begriffe Individuum und Gesellschaft wird jeden Sinn verlieren. … Alles … ist Konsumgegenstand geworden und wird massenhaft produziert». (Seite 12)
«Leben und Tod, das Pathologische und das Normale, das Natürliche und das Künstliche (sind) nicht mehr zu unterscheiden» (Seite 12), so Attali.
Nun werde, so Attali mit erschreckender Deutlichkeit, «aus dem Leben eine Ware» und «aus dem Menschen einen Roboter, der Roboter verschlingt, den kannibalischen Roboter.» (Seite 14) Ein Bild dafür, dass nun nicht mehr der Körper durch einen Arzt geheilt werde, sondern, dass der Kranke mit Ersatz-Organen (Prothesen) «geheilt» werde wie ein Auto mit Ersatzteilen. Der Arzt fällt weg. «Though this be madness, yet there is method in’t.» sagt Hamlet.
Attali: Der Arzt muss «eine bestimmte Ordnung aufrechtzuerhalten, indem er Feinde identifiziert und Formen ihrer Zerstörung durchsetzt.»
«Von Gesundheit zu sprechen» heisse, «von Politik zu sprechen.», sagt Attali. Für ihn ist der Arzt kein medizinischer Beruf, sondern eine politische Institution im Staat mit der Aufgabe,
«eine bestimmte Ordnung aufrechtzuerhalten, indem er Feinde identifiziert und Formen ihrer Zerstörung durchsetzt.» (Seite 14)
«Stets hilft er, der Macht und der Ordnung, ihre Anweisungen und Vorschriften unmerklich durchzusetzen.» (Seite 14)
«Heilen bedeutet dasselbe wie Herrschen, nämlich: das Böse identifizieren, um es vom Guten zu sondern; die Gewalt zu vertreiben, um sie zu zerstören». (Seite 15)
Die Medizin tue nach Attali heute aber immer noch so,
«als ob alles mit der Klinik anfinge, als ob die Geschichte der Ärzte der Vergangenheit die gesamte Geschichte enthielte». (Seite15)
Das seien, so Attali, «nicht ernstzunehmende Darstellungen eines fragwürdig gewordenen Berufsstandes, um die vergebliche Legitimation einer todgeweihten Vorstellung von Heilung, Leben und Tod.» (Seite15)
Die
«nostalgische Erhaltung der religiösen, polizeilichen und medizinischen Ordnung (löst) das Dilemma ebensowenig wie die Hoffnung auf eine vernünftige Beherrschung der Ordnung». (Seite16)
Wenn angeblich keine Vernunft helfe … wie will dann Attali das «Dilemma» lösen?
Seine Teilnahme am WEF und seine globalen Aufgabenfelder zeigen es: Weltstaat, Global Governance, Neoliberalismus.
Attali und «Euthanasie»
In dem Interview «Die Medizin auf der Anklagebank» [3] von Michel Salomon mit Attali aus dem gleichen Jahr 1981 wie Attalis Buch «Die kannibalische Ordnung» sagt Attali, was er meinte, wenn er in «Die kannibalischen Ordnung» schreibt, es «wird immer teurer und ineffizienter, die Körpermaschine zu reparieren»:
«Die Euthanasie wird eines der wesentlichsten Instrumente unserer zukünftigen Gesellschaften sein, wie immer diese auch aussehen mögen.»
Im Interview «Die Medizin auf der Anklagebank» von Michel Salomon mit Attali heisst es auf den Seiten 44ff.
«Michel Salomon: Ist es möglich und wünschenswert 120 Jahre alt zu werden?
Jacques Attali: […] bei einer Lebenserwartung von mehr als 60 oder 65 Jahren lebt der Mensch länger, als er produziert und kommt der Gesellschaft teuer. Deshalb glaube ich, dass nach der Logik der industriellen Gesellschaft selbst das Ziel nicht mehr die Erhöhung der Lebenserwartung sein wird, sondern die Schaffung bestmöglicher Lebensbedingungen bei einer bestimmten Lebensdauer und bei möglichst niedrigen Ausgaben für die Gesundheit im Hinblick auf die Kosten für die Allgemeinheit. […] Tatsächlich ist es vom Standpunkt der Gesellschaft aus besser, wenn die Maschine Mensch plötzlich stehenbleibt, als wenn sie allmählich immer schlechter funktioniert. Das ist völlig klar, wenn man bedenkt, dass zwei Drittel der Ausgaben für die Gesundheit auf die letzten Lebensmonate konzentriert sind. Ganz ohne Zynismus: Die Ausgaben für die Gesundheit würden nicht einmal ein Drittel der derzeitigen Summen (175 Milliarden Francs im Jahr 1979) betragen, wenn alle Menschen plötzlich bei einem Verkehrsunfall ums Leben kämen. […]
Michel Salomon: Die zukünftige Welt, egal, ob sie nun ‘liberal’ oder ‘sozialistisch’ ist, wird eine ‘biologische’ Moral brauchen, sich zum Beispiel eine Ethik des Klonens oder der Euthanasie schaffen müssen.
Jacques Attali: Die Euthanasie wird eines der wesentlichsten Instrumente unserer zukünftigen Gesellschaften sein, wie immer diese auch aussehen mögen. In einer sozialistischen Logik, um mit ihr den Anfang zu machen, stellt sich das Problem folgendermassen: Die Logik des Sozialismus ist die Freiheit und die grundlegende Freiheit ist der Selbstmord; folglich ist das Recht auf direkten oder indirekten Selbstmord in dieser Gesellschaftsform ein absoluter Wert. In einer kapitalistischen Gesellschaft dagegen werden Tötungsmaschinen auftauchen […], die es ermöglichen, Leben auszulöschen, wenn es zu unerträglich oder wirtschaftlich zu aufwendig geworden ist, und diese Maschinen werden gang und gäbe sein. Meiner Meinung nach wird also die Euthanasie, egal ob sie nun als Freiheitswert oder als Ware zählt, eine der Regeln der zukünftigen Gesellschaften sein.»[3]
Attali reagiert empfindlich auf Kritik, vor allem auf die Empörung, die seine Aussagen zu «Euthanasie» auslösen. Er verteidigt sich: «Ich beschreibe nur», und «empfehle» nichts. Seine «Euthanasie»-Zitate werden im Internet von «Faktencheckern» verfolgt, Autoren persönlich wegen Attali-Zitaten diffamiert. Das ist Stil der Verhältnisse, in denen wir leben.
Ja, Attali beschreibt gesellschaftliche Entwicklungen. Nur hat er «vergessen», durch welche «Brille» er schaut, wenn er «beschreibt», und: dass er nicht rational argumentiert. Er verwendet undeklariert Denkmuster aus dem Marxismus (Veränderung der Produktionsverhältnisse schafft neues Bewusstsein) und von Michel Foucault (Der Arzt als Teil eines Machtapparates). Seine «Beschreibungen» sind nicht analytisch aufgearbeitet und bestehen daher nur aus dem, was er sehen will, was er erwartet, was er glaubt usw. – zum Beispiel eben «Euthanasie». Er bejaht und will, was er schreibt.
Quelle 1
Jacque Attali. Die Welt von morgen (2008)
Buchbesprechung im Tagesspiegel 2008 [Eigene Kommentare in eckigen Klammern, Moritz Nestor][5]
«Der Mensch der Zukunft müsse noch mobiler sein, er werde hektischer und einsamer leben – Sesshaftigkeit werde ein Privileg der wirtschaftlich Nutzlosen. Cyberwelten lenken von der Trostlosigkeit dieses Alltags ab und verhelfen der Unterhaltungsindustrie zu enormen Gewinnen. Haushaltsroboter bespitzeln unsere Nachkommen rund um die Uhr.»[6]
Es werde ein «Hyperimperium» entstehen, «in dem der Markt die Demokratie besiegt haben werde.» Eine «Minderheit von „Hypernomaden“» würden «ihr Leben dadurch fast beliebig verlängern, dass sie in ihren Klonen weiterlebten – allerdings würden sie so selbst zum Produkt.»
[Das ist das, was er in der «kannibalischen Ordnung schreibt: In der zukünftigen «neuen Ordnung des Lebens» werde «die Prothese den Arzt ersetzen», die Industrie beginne bereits, «den Menschen ganz aus dem Prozess der Heilung des Menschen herauszuhalten.» [1] Damit ist die moderne Medizin aus dem 19. Jahrhundert abgeschafft. Und dann ist das eingetreten, was er in dem Interview mit Salomon sagt: «Die Euthanasie wird eines der wesentlichsten Instrumente unserer zukünftigen Gesellschaften sein, wie immer diese auch aussehen mögen.» [3] Denn es ist ja nur eine «Minderheit von „Hypernomaden“», die ohne die abgeschaffte Medizin überlebt.]
«Dem „Hyperimperium“ folgt der „Hyperkonflikt“ als Abfolge gewalttätiger Kriege weltweit. Demokratien haben hier kaum eine Überlebenschance. Am Ende – etwa von 2040 bis 2060 – werde die alte Welt untergehen und auf ihren Trümmern eine neue Zivilisation entstehen: die „Hyperdemokratie“. Deren Wegbereiter seien die „Transhumanen“, der Konsumwelt abtrünnige gewordene „Hypernomaden“. Dank ihrer biologischen Rolle als Mütter und „Gebende“ seien Frauen in besonderer Weise dazu berufen, eine neue Ökonomie jenseits des Marktes einzuführen. Einige Organe dieser „Hyperdemokratie“ existierten ansatzweise bereits – Nichtregierungsorganisationen, der Internationale Gerichtshof und die EU. Klima und natürliche Ressourcen werden in dieser Welt (wie die kollektive Intelligenz) zum gemeinsamen, unveräußerlichen Erbe, Grundgüter wie Zeit, Luft, Wasser und Wissen seien für alle frei verfügbar.» [5]
Quelle 2
Le Figaro. Attali, der «Königsmacher»
Wiegel, Michaela. Der unergründliche Monsieur Macron
«Lächelnd berichtet die Reporterin, die für ‚Le Figaro‘ arbeitet und zeitweilig Nicolas Sarkozy sehr nahe stand, in diesem Zusammenhang von ihren Recherchen beim früheren Präsidentenberater Jacques Attali. Der Chronist der Mitterrand-Ära (‚Verbatim‘) sieht sich als französischer Königsmacher. ‚Ich habe Emmanuel Macron entdeckt. Ich habe ihn erfunden‘, sagte ihr Attali. Fulda schildert, wie Attali sich außerdem rühmte, dass er schon zum vierten Mal Frankreich einen Präsidentschaftskandidaten gebe. ‚François Mitterrand habe ich nicht erfunden, aber ich war sein Kabinettsdirektor im Jahr 1974. Ségolène Royal war meine Mitarbeiterin. François Hollande war mein Mitarbeiter‘, lässt sich Attali zitieren. Als Präsident Sarkozy im August 2007 Attali die Leitung einer ranghohen Sachverständigen-Kommission ‚zur Befreiung des Wachstums‘ anvertraute, rekrutierte er den jungen Macron als stellvertretenden Berichterstatter. ‚Ich habe ihn geholt. Und ich habe ihm sofort gesagt, dass er das Zeug zum Präsidenten hat‘, erinnerte sich Attali. Auf Fuldas Frage, wie Macron reagierte, antwortete Attali ausweichend: ‚Ich weiß es nicht mehr. Er war ja immer ganz bescheiden mir gegenüber. Selbst wenn ich ihn angebrüllt habe, blieb er respektvoll.‘»[7]
Quelle 5
Margaret Thatcher: «Und wer ist die Gesellschaft? So etwas gibt es nicht!»
(1979 bis 1990 Premierministerin Großbritanniens)
«Ich glaube, wir haben eine Zeit durchgemacht, in der wir zugelassen haben, dass zu viele Kinder und Menschen dachten: „Ich habe ein Problem, es ist die Aufgabe der Regierung, damit fertig zu werden!“ oder „Ich habe ein Problem, ich werde hingehen und einen Zuschuss bekommen, um damit fertig zu werden!“ „Ich bin obdachlos, die Regierung muss mich unterbringen!“ und so schieben sie ihre Probleme auf die Gesellschaft. Und wer ist die Gesellschaft? So etwas gibt es nicht! Es gibt einzelne Männer und Frauen. Und es gibt Familien. Und keine Regierung kann etwas tun, außer durch die Menschen. Und die Menschen kümmern sich zuerst um sich selbst.
[Es] ist, denke ich, eine der Tragödien, dass viele der Sozialleistungen, die wir erbringen und die eigentlich dazu gedacht waren, den Menschen die Sicherheit zu geben, dass es ein soziales Netz gibt, wenn sie krank sind, und dass es Hilfe gibt, dass viele der Leistungen, die dazu gedacht waren, Menschen zu helfen, die unglücklich sind […] [d]as war das Ziel, aber irgendwie gibt es einige Menschen, die dieses System manipuliert haben […] wenn Leute kommen und sagen: „Wozu soll ich denn arbeiten? Ich kann genauso viel von der Sozialhilfe bekommen!“» [8]
Quelle 6
NZZ: Verfahren gegen den Ex-Präsidentenberater Attali (2001)
Gemäss NZZ vom 10. März 2001 ist Attali «nach einem längeren Verhör durch die Untersuchungsrichter in der Waffenhandelsaffäre Falcone […] gegen Hinterlegung einer Kaution von über einer Million Francs» freigelassen worden. Es wurde danach gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eröffnet «wegen Hehlerei bei der Veruntreuung von Firmengeldern und wegen illegaler Einflussnahme». Attali wolle keine Geschäftsbeziehungen zu dem in Untersuchungshaft sitzenden Waffenhändler Falcone unterhalten haben, schreibt die NZZ und fährt fort:
«Indessen war er zusammen mit dieser Schlüsselfigur von ‘Angolagate’ 1998 nachweislich nach Luanda gereist, wo er nach seinen eigenen Angaben einen Auftrag zur Erarbeitung einer Studie über ein Kreditprojekt erhielt. Für diese Studie wurden Attali 1,5 Millionen Francs überwiesen, und zwar merkwürdigerweise nicht von der einzig in dem einschlägigen Geschäftsvertrag genannten afrikanischen Investitionsbank BAI, sondern von Falcones Firma Brenco International. Attali seinerseits beauftragte eine kleine Firma mit der Ausarbeitung der Studie und honorierte diese dafür mit 300 000 Francs. Den andern Teil des Honorars behielt seine eigene Beratungsagentur ACA. Dem früheren Präsidentenberater wurde nun zudem vorgeworfen, dass er sich vor drei Jahren die Kosten von 480 000 Francs für eine Blitzreise im Privatflugzeug nach Luanda und zurück nach Paris am selben Tag ebenfalls von Brenco habe bezahlen lassen.»
Gegen Attali werde
«wegen des Verdachts auf illegale Einflussnahme» ermittelt, weil er mutmasslich versucht habe, das französische Aussenministerium dazu zu bewegen versucht habe, sich für Brenco bei den französischen Steuerbehörden einzusetzen. Die Behörden hatte drei Milliarden Francs von Brenco» gefordert, «da es sich dabei um die französische Filiale der slowakischen Firma ZTS Oso handle, deren Leiter, Gaydamak, ein enger Geschäftspartner Falcones war.»
Attali habe den gleichen Steueranwalt wie Brenco. Er soll 1998 «eine Audienz bei Aussenminister Védrine erhalten» und «diesem hernach eine Reihe von Schriftsätzen zugeleitet haben.» Allerdings sei ungeklärt, wieweit dabei Attali beteiligt war, schriebt die NZZ.
«Dessen ungeachtet wirft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen diese einst wichtige Gestalt der «Mitterrandie» erneut ein bezeichnendes Licht auf den wahren Charakter der engeren Umgebung des früheren Präsidenten, dessen älterer Sohn Jean-Christophe sich ebenfalls im gleichen Zusammenhang im Visier der Justiz befindet.»
Quelle 7
Attali wankt
«Den Rücktritt von Jacques Attali, 49, Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), haben vorige Woche in Paris hochrangige Vertreter der sieben führenden Industriestaaten (G 7) gefordert. Dem Intimus des französischen Staatspräsidenten Francois Mitterrand werden verschwenderischer Umgang mit Steuergeldern und mangelnde Effizienz der Bank vorgeworfen. Sie war von den G-7-Staaten und anderen Organisationen vor zwei Jahren eigens zu dem Zweck gegründet worden, den ost- und mitteleuropäischen Ländern mit Krediten und Investitionshilfen beim Aufbau der Marktwirtschaft zu helfen. Für die protzige Ausstattung des Bankgebäudes in London, für Gehälter und Reisespesen gab die EBRD seit Arbeitsbeginn fast 500 Millionen Mark aus – doppelt soviel wie für den eigentlichen Zweck der Osthilfe. Der US-Kongreß sperrt sich bereits, Gelder an die EBRD freizugeben. Während die G-7-Vertreter in Paris über Nachfolger berieten, bekundete Attali unter Berufung auf seine politischen Kontakte, er werde um seinen Job kämpfen.»[9]
Quelle 7
Chile oder die Diktatur des freien Marktes. Dokumentation [13]
Literatur
Altwegg, Jürg. «Europa muss sein Schicksal selbst in die Hand nehmen». In: Weltwoche vom 30. 9. 2024
Attali, Jacque. Die kannibalische Ordnung. 1981
Attali, Jaques. Die Medizin auf der Anklagebank. In: Salomon, Michel (Hg.). Die Zukunft des Lebens. Wien/Hamburg 1981
Attali, Jacque. Die Welt von morgen. Eine kleine Geschichte der Zukunft. Aus dem Französischen von Caroline Gutberlet. Parthas Verlag, Berlin 2008
Attali wankt. In: SPIEGEL 23/1993 vom 6. Juni 1993. URL: https://www.spiegel.de/politik/attali-wankt-a-12d55e56-0002-0001-0000-000013689998(eingesehen am 1.10.2024)
Careum Stiftung. Careum working paper Nr. 2/2009
Caspari, Lisa. Endstation Reichtum. In: Zeit Online vom 27. Juni 2017, 16:50 Uhr. URL: https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-06/chile-neoliberalismus-armutsgrenze-wirtschaft-reichtum/komplettansicht (eingesehen am 4.11.2024)
CONSCIENTIOUS CURRENCY. NUDGED TO DEATH – The Insidious use of Nudging in the UK. October 10, 2024. URL: https://clarewillsharrison.substack.com/p/nudged-to-death-the-insidious-use?r=18q3db (eingesehen am 12.11.2024)
Deutsch, Karl W. Nationalstaat und globale Herausforderung. Robert Bosch Stiftung 1988. [= Vortrag vom 12.10.1988 vor der Robert Bosch Stiftung])
Deutsche AIDS-Hilfe: Selbstbestimmung fördert die Gesundheit, 11.5.2012
Kimmel, Elke. Literatur: Es kommt dicke. Jacques Attali skizziert die Welt von morgen. In Tagesspiegel vom 26. Mai 2008
Perez Soto, Carlos. Vierzig Jahre Neoliberalismus in Chile. Luxemburg vom September 2013. In: URL: https://zeitschrift-luxemburg.de/artikel/vierzig-jahre-neoliberalismus-in-chile/ (eingesehen am 4.11.2024)
Rosenbrock, R., Gerlinger, T. Gesundheitspolitik. Bern 2006
Schröder, Gerhard. „Gerechtigkeit im Zeitalter der Globalisierung schaffen – für eine Partnerschaft in Verantwortung“ Regierungserklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder vor dem Deutschen Bundestag am 29. Oktober 2002 in Berlin
Salomon, Michel (Hg.). L’Avenier de la Vie. Edition Seghers Paris 1981]
Thatcher, Margaret. «Interview für ‘Woman’s Own’ (‘No Such Thing as Society’).» In: Margaret Thatcher Foundation: Speeches, Interviews and Other Statements. London 1987 [Übersetzung MN]
Wiegel, Michaela . Der unergründliche Monsieur Macron. In: URL: https://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-frankreich/gespraech-mit-macrons-biographin-anne-fulda-15001903.html (eingesehen am 26. Mai 2021)
Anmerkungen
[1] Attali, Jacque. Die kannibalische Ordnung. 1981
[2] Geistige Quellen dieses Zitats:
1.) Ilona Kickbusch: Aus der WHO importiertes Mitglied des Leitenden Ausschusses der Careum Stiftung. Wortführerin in der Careum Stiftung sowie bei allen laufenden Top-down-Umbauversuchen des Schweizer Gesundheitssystems.
2.) Eva-Maria Panfil: Leiterin des Instituts für Angewandte Pflegewissenschaft der Hochschule für Angewandte Wissenschaften St. Gallen. Lehrbeauftragte der Universität Wien und der Universität Halle/Wittenberg. Mitherausgeberin der Zeitschrift «Pflege».
3.) Beat Sottas: Stiftungsrat u. Mitglied des Leitenden Ausschusses der Careum Stiftung. Berater von «nationalen Regulatoren» und Leiter von Projekten zur Gesetzgebung betr. Aus- und Weiterbildung der Medizinalberufe, zur Definition der Abschlusskompetenzen der Gesundheitsberufe der Fachhochschulen und zur Sicherung der Versorgung mit Health Professionals.
Im „Careum Working Paper 2“ u. a. verwendete Literatur:
Rosenbrock, R., Gerlinger, T. (2006): Gesundheitspolitik. Bern: Huber.
Rolf Rosenbrock: Tritt in Deutschland und der Schweiz mit Ilona Kickbusch zusammen auf. Homosexueller AIDS-Aktivist. Bis Mai 2012 Leiter der Forschergruppe Public Health im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung WZB. Seit 26.l4.2012 Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. (Deutsche AIDS-Hilfe: Selbstbestimmung fördert die Gesundheit, 11.5.2012)
Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung WZB ist der erste Think Tank nach US-amerikanischem Muster auf deutschem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute arbeiten im WZB alte 68er, die einst heftig dagegen opponierten („keine privatwirtschaftlichen Unis“, keine „Uni des Kapitals“ etc.), als hochdotierte Wissenschaftler.
Die Bateson-Gruppe hat mit dem WBZ eine Drehscheibe in Deutschland: Der zweite Leiter (1977-1987) der WZB ist der bekannte Soziologe und Politologe Karl W. Deutsch, sudetendeutscher US-Emigrant, Harvard, „Mitarbeiter“ im OSS, spätere CIA. Enger Freund und Mitarbeiter am MIT von Norbert Wiener. Wiener ist der zentrale Bateson-Mitarbeiter in den Macy-Konferenzen. Bateson ist ebenfalls OSS/CIA Mitarbeiter. Als einer der Multiplikatoren der Bateson-Gruppe überträgt Karl W. Deutsch die von den Macy-Konferenzen erfundene Kybernetik als erster in die Politologie mit dem Ziel: «Der Nationalstaat muss … steuerbarer werden, als er heute ist. Dann wird er sich selbst langsam erübrigen.» (Karl W. Deutsch (1988): Nationalstaat und globale Herausforderung. Robert Bosch Stiftung. [= Vortrag vom 12.10.1988 vor der Robert Bosch Stiftung])
[3] Attali, Jaques. Die Medizin auf der Anklagebank. In: Salomon, Michel (Hg.). Die Zukunft des Lebens. Wien/Hamburg 1981 [Französische Ausgabe: Salomon, Michel (Hg.). L’Avenier de la Vie. Edition Seghers Paris 1981]
[4] Altwegg, Jürg. «Europa muss sein Schicksal selbst in die Hand nehmen». In: Weltwoche vom 30. 9. 2024
[5] Attali, Jacque. Die Welt von morgen. Eine kleine Geschichte der Zukunft. Aus dem Französischen von Caroline Gutberlet. Parthas Verlag, Berlin 2008
[6] Kimmel, Elke. Literatur: Es kommt dicke. Jacques Attali skizziert die Welt von morgen. In Tagesspiegel vom 26. Mai 2008
[7] Wiegel, Michaela. Der unergründliche Monsieur Macron. In: URL: https://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-frankreich/gespraech-mit-macrons-biographin-anne-fulda-15001903.html (eingesehen am 26. Mai 2021)
[8] Thatcher, Margaret. «Interview für ‘Woman’s Own’ (‘No Such Thing as Society’)». In: Margaret Thatcher Foundation: Speeches, Interviews and Other Statements. London 1987 [eigene Übersetzung]
[9] Attali wankt. In: SPIEGEL 23/1993 vom 6. Juni 1993. URL: https://www.spiegel.de/politik/attali-wankt-a-12d55e56-0002-0001-0000-000013689998(eingesehen am 1.10.2024)
[10] Caspari, Lisa. Endstation Reichtum. In: Zeit Online vom 27. Juni 2017, 16:50 Uhr. URL: https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-06/chile-neoliberalismus-armutsgrenze-wirtschaft-reichtum/komplettansicht (eingesehen am 4.11.2024)
[11] Perez Soto, Carlos. Vierzig Jahre Neoliberalismus in Chile. Luxemburg vom September 2013. In: URL: https://zeitschrift-luxemburg.de/artikel/vierzig-jahre-neoliberalismus-in-chile/ (eingesehen am 4.11.2024)
[12] Schröder, Gerhard. „Gerechtigkeit im Zeitalter der Globalisierung schaffen – für eine Partnerschaft in Verantwortung“ Regierungserklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder vor dem Deutschen Bundestag am 29. Oktober 2002 in Berlin URL: http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Aussenpolitik/regierungserklaerung02.html (eingesehen am 5.11.2024)
[13] 3SAT – Chile oder die Diktatur des freien Marktes. Dokumentation URL: https://www.youtube.com/watch?v=oji4ZF1rM14
[14] CONSCIENTIOUS CURRENCY. NUDGED TO DEATH – The Insidious use of Nudging in the UK. October 10, 2024. URL: https://clarewillsharrison.substack.com/p/nudged-to-death-the-insidious-use?r=18q3db (eingesehen am 12.11.2024)