Klaus Taschwer, Benedikt Föger. Konrad Lorenz – erste grosse Biographie

15. Oktober 2024

Klaus Taschwer, Benedikt Föger
Konrad Lorenz

Biographie
Wien 2003

 

Die Biografie von Klaus Taschwer und Benedikt Föger ist die erste grosse Biographie über Konrad Lorenz, die eine Menge an bisher unbekanntem Material aus privaten und öffentlichen Archiven zusammenfügt.

Als Verhaltensforscher erneuerte Lorenz 1968 in «Das sogenannte Böse» Freuds unwissenschaftliche These vom Aggressions«trieb». Als Galeonsfigur der Grünen kämpfte er gegen die Atomkraft und prangerte die «Acht Todsünden der Menschheit» und die «Verhausschweinung» des von der Zivilisation degenerierten  Menschen an. Konrad Lorenz, Karl von Frisch und Nikolaas Tinbergen erhalten 1973 der Nobelpreis für Medizin und Physiologie.

Die Online-Zeitung der Universität Wien schreibt am 9. Oktober 2001 in dem Artikel «Der Führer der Graugänse»: «Wie tief Lorenz tatsächlich in den Nationalsozialismus verstrickt war, wurde in den öffentlichen Diskussionen des Jahres 1973 nicht beantwortet».

Föger und Taschwer belegen ausführlich, wie sehr das Menschen- und Weltbild im Denken, Schreiben und Forschen von Konrad Lorenz zwischen 1938 und 1945 auch nach dem Krieg bis zu seinem Tod das gleiche war. Benedikt Föger:

«Es war uns sehr wichtig, dass dieses Buch gerade keine Anwerfung wird, sondern ausschließlich auf nachvollziehbaren Fakten beruht. Wir wollten auch niemandem aus der Familie nahe treten. Föger … kann sich noch gut daran erinnern, wie kurz nach Beginn seines Studiums eine Schweigeminute für den verstorbenen Konrad Lorenz abgehalten wurde. Später wurde «eine Vitrine am Gang des Biozentrums gestaltet. Da waren dann die Graugänse und ich glaube auch die Dohlen sehr schön dargestellt und unter anderem war auch eine Publikationsliste ausgestellt. Auf der haben sämtliche Artikel der dreissiger und vierziger Jahre gefehlt, die politisch bedenklich waren, von denen aber bekannt war, dass sie existieren

Föger stösst 1991 auf den Domestikationsartikel von Lorenz aus dem Jahr 1940:

«Eines Abends habe ich dort in Ruhe diesen Artikel gelesen und war fassungslos. Es war so, dass ich mir gedacht habe, das gibt’s einfach nicht. Das gibt’s einfach nicht, dass dieser Mensch so hoch gehalten werden kann und auch so sehr als moralische Instanz gilt, wenn er so etwas von sich gegeben hat. Und vor allem sich später nie wirklich davon distanziert hat. Mir war auch ein völliges Rätsel, dass er trotz einer solchen Schrift, die ja bekannt war, den Nobelpreis bekommen hatte. Denn das strotzte nur so von Rassenideologie.»

«Zum Teil wird die Naturwissenschaft immer so als unpolitische Wissenschaft gesehen und sieht sich selbst auch gerne so, gerade die Biologie oder die evolutionäre Psychologie, also die Humanethologie. Dabei sollte man sich durchaus bewusst machen, dass das einfach in dieser Zeit [1933-1945] entstanden ist. Die Schriften aus den 1940er Jahren von Konrad Lorenz sind die Gründungselemente für diese Fachrichtung. … »

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