Das Landesinstitut für Schule und Weiterbildung in Soest beschäftigt sich nicht nur mit der «Öffnung von Schule» – jetzt wird der Massenmord an Alten («Gerontozid») diskussionsfähig gemacht.
Am 15. November 1994 lud das Nordrhein-Westfälischen «Landesinstitut für Schule und Weiterbildung» im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe «Soester Diskurse» den Bremer Professor Hartmut Dießenbacher ein. Er kam als Referent des «DGB-Bildungswerkes» (Deutscher Gewerkschaftsbund). Thema der Veranstaltung war die geschmacklos provozierende Frage «Sind die Alten noch finanzierbar?» Neben anderen «Lösungsvorschlägen» stellte der Professor – «ohne dogmatisch einzelne Lösungen zu favorisieren oder zu verwerfen», wie er sagte – dem Publikum das Konzept des «setting limits» vor. «Setting limits» ist – in Fremdwörter verkleidet – die bösrtige Überlegung, ab welchem Alter die Menschen «lebensunwert», nicht mehr «rentabel», sprich «unbezahlbar» sein sollen.
Man nannte es einen ‚Diskurs’ und war sich darüber im klaren, dass man provozieren wollte: Fragen aufwerfen, die den Menschen in seiner Würde zutiefst verletzen. Zunächst die eher harmloseren wie: Was uns die Lebensverlängerung (ökonomisch) wert sei? Ob jedes Leben (ökonomisch) gleich wertvoll sei? Ob der Generationenvertrag nicht ein Mythos sei, von dem wir Abschied nehmen müssten? Dann wurde die Würde des Menschen restlos abgeschafft, und man fragte unverholen: «Haben Alte eine Pflicht zu sterben?» und: «Was ist so schlimm am Gerontozid?» (= Massenmord an Alten)
Müssen wir diese Frage nach Auschwitz wirklich wieder aufwerfen? Und warum tut das das Nordrhein-Westfälische Landesinstitut für Schule und Weiterbildung? Das gleiche Institut, das führend in der Bewegung zur Abschaffung der Schule ist! Werden so unsere Kinder in Zukunft mit Projektunterichtseinheiten beglückt, wo sie für ihre Grosseltern „setting limits“ üben sollen? Es gibt bereits eine ähnliche publizierte Unterrichtseineit, bei der Schüler in die Rolle von Peter Singer schlüpfen und dessen Euthanasieargumente vertreten müssen.
Jaques Attali, der ehemalige persönliche Berater des französischen Präsidenten Mitterand und Präsident der Europäischen Bank für Wideraufbau, hat schon vor Jahren diese Frage auf den Punkt gebracht: «Sobald er das Alter von 60 bis 65 Jahren überschreitet, lebt der Mensch länger als seine Fäigkeit zu produzieren, und er kostet die Gesellschaft eine Menge Geld. … Euthanasie wird auf jeden Fall eines der wichtigsten Instrumente für die Zukunft der Gesellschaften.»[1] So wird Euthanasie zum Mittel der Kostendämpfung im Sozial– und Gesundheitswesen. Und wer die Parallele zu Nazideutschland zieht, der wird abgefertigt werden mit dem Hinweis, dass die Alten ja sterben «wollen», dass es für sie sowieso besser sei usw. – Schleier über den Mord gedeckt!
[1] Attali, Jacque. La medicine en accusation. L´Aveniert de la vie. Ed. Segjers. Paris. Zitiert nach: The New York Times vom 30. Oktober 1991.