Motion Ruffy: Statt Töten «Unterbruch des Lebens»? – Nie!

28. September 1994 Moritz Nestor

29 Schweizer Parlamentarier, darunter 3 Grüne, 4 freisinnige Demokraten und 19 Sozialdemokraten, forderten am 28. September 1994 mit der «Motion Ruffy» im Nationalrat Straflosigkeit für den «Interruption non punissable de la vie» («strafloser Unterbruch des Lebens», wie sie zynischerweise die Patiententötung («Euthanasie», «Sterbehilfe») nennen.[1] Man wolle verhindern, dass ein Patient durch medizinische Macht zum Leben gezwungen und seines Todes beraubt werde (sic!).

 

Wortlaut der Motion Ruffy

«Trotz allen Mitteln, die für die Lebensverlängerung heute zur Verfügung stehen, gibt es weiterhin unheilbare Krankheiten, welche mit fortschreitender Entwicklung die Würde des Menschen in schwerer Weise beeinträchtigen. Angesichts dieser Tatsache haben in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen den Wunsch, selber über ihr Ende mitbestimmen und in Würde sterben zu können. Daher ersuche ich den Bundesrat, einen Entwurf für einen neuen Artikel 115bis des Schweizerischen Strafgesetzbuches vorzulegen.»[2]

 

Ziel eines freien Verfassungsstaates ist es zu garantieren, dass keiner seines Lebens beraubt wird. Keiner darf einen anderen töten. Nur dadurch ist freies Zusammenleben möglich. Das Lebensrecht ist Kern der Menschenrechte und der Menschenwürde. Wer das Tötungsverbot, den Lebensschutz für einige aufheben will, will zurück in den Absolutismus. Dann haben wieder einige Macht über Leben und Tod anderer.

 

[1]   Motion Ruffy, Schriftliche Begründung – Développement par écrit. In: Bundesversammlung, Amtliches Bulletin 1996. Nationalrat: Frühjahrssession 1996. Motion Ruffy. Sterbehilfe. Ergänzung des Strafgesetzbuches. Zehnte Sitzung – Dixième séance Donnerstag, 14. März 1996 – Jeudi 14 mars 1996, 08.00 h.

[2]   Wortlaut der Motion Ruffy vom 28. September 1994. In: Bundesversammlung, Amtliches Bulletin 1996. Nationalrat: Frühjahrssession 1996. Motion Ruffy. Sterbehilfe. Ergänzung des Strafgesetzbuches. Zehnte Sitzung – Dixième séance Donnerstag, 14. März 1996 – Jeudi 14 mars 1996, 08.00 h.

Autor

Moritz Nestor, Psychologe

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