Panait Istrati. Band I: So geht es nicht; Band II: Auf falscher Bahn; Band III: Rußland nackt

24. Oktober 2024

Panait Istrati
Band I : Auf falscher Bahn. Sechzehn Monate in Russland
Band II : So geht es nicht ! Die Sowjets von heute
Band III: Rußland nackt. Zahlen beweisen

Panait Istrati (* 22. August 1884 in Braila, Rumänien; † 16. April 1935 in Bukarest) ist ein rumänischer Schriftsteller. 1927 reist er gemeinsam mit seinem bulgarischen Freund Christian Rakowski  in die Sowjetunion, wohin sie zu den Feiern des 10. Jahrestages der Oktoberrevolution eingeladen sind. Rakowski ist gerade als Botschafter der UdSSR inParis abberufen worden, da er der trotzkistischen Linksopposition angehört und wird noch im selben Jahr aus der KPdSU ausgeschlossen und verbannt. 1941 wird er vom NKDW erschossen. Die kommunistische Partei zeigt den Besuchern 1937, was man sie sehen lassen will: das Paradies des «neuen Menschen». Bald nach der Ankunft hat Istrati den griechischen Schriftsteller Nikos Kazantzakis kennengelernt. Bald planen die beiden, in die UdSSR überzusiedeln. Wie alle anderen Intellektuellen, welche das bolschewistische «Arbeiterparadies» nach dem Ersten Weltkrieg besuchen, ist auch Istrati zunächst begeistert und schliesst seine Reise mit einem Aufenthalt in Griechenland ab, wo er in feurigen Propagandareden die fortschrittlichen Leistungen der Bolschewiki und der Kommunistischen Internationale preist.

Istrati zur Kur in Davos

Eine zweite Reise, die über ein Jahr dauert, beginnt im Winter 1928, als Panait Istrati zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Schweizer Sängerin Marie Louise Baud-Bovy, und seinem Freund Nikos Kazantzakis und dessen späterer Frau Eleni Samios, auf eigene Faust und Kosten erneut in die UdSSR reisen. Istrati glüht zunächst immer noch für die UdSSR. Sie kommen bis ans Polarmeer, von dort aus in die Moldau, zum Ural und nach Süden zum Kaukasus. Auf dieser Reise wird Istrati vollkommen desillusioniert.

Auch Kazantzakis ist nicht mehr begeistert von den Bolschewiki, bleibt aber dem Land gegenüber trotzdem noch wohlwollend. Istrati aber zutiefst enttäuscht und erschüttert über das, was er erlebt hat. Anders als sein Freund Kazantzakis verfasst er eine empörte Abrechnung mit der bolschewistischen Diktatur, die unter dem Titel «Vers l’autre flamme» 1929 erscheint, deutsch «Auf falscher Bahn». Er verurteilt  darin die «rücksichtslose Ausbeutung der Arbeiter durch eine Bürokratie, die bereit ist, alles zu tun, um ihre Privilegien zu verteidigen». Panait Istrati ist der erste Schriftsteller von Weltrang, «der die Sowjetunion und die KPdSU, die seit 1922 unter dem Einfluss ihres Generalsekretärs Josef Stalin stand, von der Warte eines Sozialisten aus in aller Öffentlichkeit angriff.» Vor Istratis Buch hat es «nur wohlwollende oder sogar begeisterte Reiseberichte gegeben, die keinesfalls ausschliesslich von organisierten Kommunisten oder Kommunistinnen stammten», sondern auch zum Beispiel von Humanisten, wie zum Beispiel dem Nobelpreisträger Romain Rolland und anderen bekannten Schriftstellern. (Birgit Schmidt)

Panait Istrati und sein Freund Nikos Kazantzakis

Schlagartig distanzieren sich nach der Veröffentlichung alle seine bisherigen Freunde von Istrati, vor allem auch sein bisheriger Mentor Romain Rolland, der Panait Istrati in tiefer menschlicher Not geholfen hat, ebenso seine früheren kommunistischen Freunde, insbesondere die strammen stalinistischen Intellektuellen der Kommunistischen Partei Frankreichs – allen voran Henri Barbusse. Istrati wird als «Faschist» verleumdet, und eine Hetzkampagne gegen ihn setzt ein. Von den Trotzkisten, denen er ansonsten fernsteht, wird Istrati hingegen vereinnahmt. Istratis Buch erscheint als erster von drei Bänden, die unter seinem Namen veröffentlicht werden. Die anderen beiden Bände sind aber nicht von ihm verfasst, sondern schützen durch seinen Namen ihre wahren Autoren: Band 2 «Soviets», deutsch «So geht es nicht! Die Sowjets von heute», stammt von Victor Serge. Band 3 ist von Boris Souvarine und trägt den Titel «La Russie nue», die deutsche Ausgabe heisst «Russland nackt. Zahlen beweisen». Sowohl über Serge als auch über Souvarine hängen damals schon die Schatten der Vernichtung durch den «roten Terror» der Bolschewiki. Istrati schützt sie durch seine Autorenschaft.

Bukarest, April 1935, Beerdigung

Tafel an dem Haus in Paris, in dem Istrati von 1922 bis 1930 seine Hauptwerke schrieb

Schließlich kehrt Panait Istrati krank und gebrochen nach Rumänien zurück, wo er 1935 an den Folgen seiner Tuberkulose-Erkrankung stirbt.

 

 

 

 

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