Pflegenotstand, Rationierung und “Sterbehilfe“

2000 Moritz Nestor

Tages-Anzeiger vom 4. Dezember 2000: Eine Vertrauensperson von Exit schreibt dem ehemaligen Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich: Wenn sie Bewohnern von Alters- und Pflegeheimen den Tod brachte, „stand meist im Vordergrund die Isolation, der fehlende intellektuelle Input. Meist waren diese älteren Menschen durch ein somatisches Grundleiden an ihr Zimmer gefesselt, oft allein oder zusammen mit einer kaum ansprechbaren Zimmerkollegin. Für diese Patienten bleibt nur noch tristes Warten auf den Tod in vier engen Wänden, ohne jeden Trost durch Angehörige oder Freunde, da alleinstehend. Die Kontakte des Pflegepersonals beschränkten sich auf eine bis zwei kurze Visiten täglich.» Hier von „autonomen Entscheidungen“ zu sprechen ist zynisch. Leere, menschliche Kälte, Einsamkeit hat diese Todeswünsche hervorgerufen. Warum helfen diese Todesengel nicht mit, diesen Patienten die Hilfe und Zuwendung zu geben, die wir ihnen schulden.

Autor

Moritz Nestor, Psychologe

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