Moritz Nestor
Die Medienkampagne zur Liberalisierung der «Tötung auf Verlangen» (nicht «Beihilfe zum Suizid») begann in der Schweiz Mitte 1993. Unter anderem lud das «Ethik-Forum Universitätsspital Zürich» unter der Überschrift «Sterbehilfe ohne Grenzen?» den umstrittenen Euthanasie-Ideologen Piet Admiraal für den 30. September 1993 ein. Er begann einen Propaganda-Vortrag über die gegenwärtige «Euthanasie»-Praxis in den Niederlanden. Danach erhob Prof. W. Klijn Gegenrede. Er ist Professor für Ethik an der Universität Utrecht und Mitglied der Staatskommission Euthanasie in den Niederlanden.
Die Zuhörer erfuhren von Admiraal Ungeheuerliches. Sie hatten keine Kenntnisse über die wahre «Euthanasie»-Praxis in den Niederlanden. Nun wurden sie mit Erschreckendem konfrontiert. Zunächst berichtete Admiraal stolz, in den letzten zwanzig Jahren sei in den Niederlanden an etwa 25´000 Menschen «aktive Euthanasie» (Tötung auf Verlangen) begangen worden sei – von Ärzten! Stolz schwang in seiner Stimme, denn in seinen und den Augen seiner Gesinnungsgenossen ist dies ein «humanistischer Standpunkt». Kollegen, die sich an den Hippokratischen Eid halten, beschimpft Admiraal als «arrogant» und «störrisch». Er spricht ihnen das Mitgefühl für den leidenden Patienten ab. Der «alte» Arzt, der dem Hippokratischen Eid verpflichtet ist, sagt Admiraal, sei «gefühllos», er achte nicht die «Selbstbestimmung» des Patienten und sei geistig nicht darauf eingestellt, «jeden Patienten so sterben zu lassen, wie er es wolle».
Wer anders denkt als Admiraal und keine «Euthanasie» begehen will, sei «gefühllos», «unmenschlich» und gegen die «Selbstbestimmung». Der «neue» Arzt, so Piet Admiraal, habe einen «wirklich» humanistischen Standpunkt, denn er töte Patienten auf deren Verlangen, auch wenn er körperlich gesund sei, denn er achtet deren «Selbstbestimmungsrecht».
Piet Admiraal leitete seinen Vortrag mit dem Allgemeinplatz ein, seit dem Zweiten Weltkrieg habe sie alles, aber auch alles geändert, ebenso auch die Ethik. Was der Hippokratische Eid forderte, könne man angesichts aller Neuerungen und der veränderten Lage nicht mehr auf heute übertragen. Verkauft wird dem Schweizer Publikum diese neue «Moral» mit einem billigen Taschenspielertrick, den schon Goebbels in seinem Propagandafilm «Ich klage an» anwandte: Schwere Fälle und Grenzsituationen, die im Zuhörer Mitleid erregen sollen, werden zitiert, um zu zeigen, welch grosse Tat es sei, einen terminalen Patienten nicht durch unnötige Verlängerung der Behandlung mehr als nötig leiden zu lassen, sondern ihm notfalls auch mit dem «Gnadentod» zu «helfen».
Vor allem betont er auch immer wieder «nur» im Spital und im «Team», nach vernünftiger Überlegung also, werde solches in den Niederlanden getan. Wer möchte noch an vorhandener Ethik und Umsicht zweifeln? So wird um den heissen Brei herumgeredet, bis der Vortrag zuende ist.
In der anschliessenden Viertelstunde Diskussion fragt ein Zuhörer Piet Admiraal: Er habe von folgendem Fall aus den Niederlanden gehört und was er, der Arzt!, dazu sage: Einer 50-jährigen, körperlich gesunden Holländerin, die in noch intakten Sozialbeziehungen lebte, sei, nachdem ihr Psychiater nach Rücksprache mit Kollegen zu dem Schluss gekommen sei, die Frau wolle «wirklich» nicht mehr leben zu Hause Gift gegeben worden.
Admiraal versucht den Fragenden als Trottel hinzustellen: «Interessant, dass Sie hier in der Schweiz besser über mein Land Bescheid wissen als die Holländer selbst! Ich weiss nichts von so einem Fall.» Der Fragende hakt nach und nennt einen Arzt namens Chabot als den Psychiater, der diese Frau getötet habe. Nun gibt Admiral zu, diesen Psychiaters sehr wohl zu kennen. Und erst recht kennt er jetzt plötzlich auch den Fall dieser Frau, den der Fragende zitiert hatte. Admiraal kontert blitzschnell: Dies sei ein „Einzelfall“.
Im darauffolgenden Referat von Professor Klijn, zeigte dieser jedoch, dass es nach regierungsamtlichen Unterlagen 400 solcher «Einzelfälle» pro Jahr in Holland gibt, bei denen Suizidpatienten durch Ärzte derart «geholfen» bekommen. Ausserdem sei der «Ethiker», der den Tötungs-Arzt Chabot vor Gericht verteidigte, der gleiche Ethiker, der Piet Admiraal berät. Admiral stand ebenfalls bereits wegen Euthanasie vor Gericht … Interessant, dass Chabot die gleiche Argumentation zur Legitimierung seiner Taten verwendet wie Admiraal.
So gehen «Euthanasie»libralisierer mit ihren kritischen Zuhörern um. Das hat fatale Ähnlichkeiten mit der Art und Weise, wie in der Drogenlegalisierungskampagne mit Kritikern umgegangen wird. Wer nicht einer Meinung ist mit der Recht-auf-Rausch-Ideologie wird als «repressiv» und «inhuman» diffamiert. Auffallend gleichgeschaltet ist die Sprache der Euntahnasie- und der Drogenliebralisierer: «selbstbestimmtes Sterben» hier, «Recht auf Rausch» da.