Politische Strategie des Ökoterrorismus (Tiefenökologie / Tierbefreiungsbewegung / Gaia Movement u. ä.)

3. Februar 2010 Moritz Nestor


   


I. ZIELE

 

Ökologische Weltregierung: eine «Regierung für diese eine Welt» (Peter Singer)

 

Peter Singer: „If we don’t play God, who will?“ „Wenn wir nicht Gott spielen, wer sonst?“[1]

Peter Singer: “Es ist möglich, sich einen Wirtschaftsbeirat und Beirat für soziale Sicherheit der Vereinten Nationen vorzustellen, dessen Aufgabe es wäre, weltweit Armut zu verringern, und dem die Ressourcen für diese Aufgabe zuerkannt würden. Diese und weitere spezifische Vorschläge zur Stärkung globaler Institutionen, die eine bestimmte Aufgabe weltweit übernehmen können, müssen einzeln diskutiert werden.“[2]

Peter Singer: „Wir müssen deshalb die Institutionen stärken, die Entscheidungen von weltweiter Bedeutung tragen und sie besser auf die Menschen abstimmen, die diese Entscheidungen betreffen. Diese Gedanken weisen einer Weltgemeinschaft mit direkt gewählter Vertretung und Legislative den Weg, die sich vielleicht langsam in vergleichbarer Art und Weise wie die Europäische Union entwickelt. […] Weitgehend herrscht die Meinung vor, dass eine Weltregierung bestenfalls ein unkontrollierbarer bürokratischer Koloss wäre, der selbst das bürokratische Procedere der Europäischen Union wie ein Kinderspiel erscheinen ließe. […] das 21. Jahrhundert steht vor der Herausforderung, eine geeignete Form der Regierung für diese eine Welt zu entwickeln.“[3]

Peter Singer: Abschaffung der Rechtsgleichheit: „… das Prinzip der Gleichheit […] (beruht) nicht auf irgendeiner wirklichen Gleichheit, an welcher alle Menschen teilhätten.“[4]

 

 

Reduzierung der Weltbevölkerung: Um die Natur/„Mutter Erde“/“Gaia“ (James Lovelock) zu retten, müssen wir die Menschen dezimieren

 

William Aiken: „Eine massive menschliche Mortalität (engl. „die backs „!) wäre eine gute Sache. Es ist unsere Pflicht, sie herbeizuführen. Es ist die Pflicht unserer Gattung gegenüber unserer Umwelt, 90 Prozent unserer Masse zu vernichten.“[5] Original: “In fact, massive human die backs would be good. Is it our duty to cause them? Is it our species’ duty, relative to the whole, to eliminate 90 percent of our numbers?”[6]

J. Stan Rowe: im Namen des Naturschutzes „die Reduzierung der Weltbevölkerung zurück zu einer Zahl, die sie vor dem allgemeinen Verbrauch von fossilen Energiequellen hatte, d.h. zu einer Milliarde oder weniger.“[7]

Eugen Drewermann: „Wenn dieser Tag heute zuende geht, werden wieder 150 Tier- und Pflanzenarten ausgerottet sein. Das geht so jeden Tag. Jeden Monat. Seit vielen Jahren. Was wir derzeit erleben, ist ein Querschnittlähmung durch den gesamten Motor der Evolution. Nicht irgendeine Tierart hat scheinbar noch ein Recht, angesichts der Anspruchserwartung der menschlichen Spezies das Überleben zu sichern. Der Hauptmotor der Zerstörung ist die rein biologische, numerische Expansion der menschlichen Gattung selber.“[8]

Arne Naess: „… dass wir zur Selbstverwirklichung einen Lebensstil brauchen, bei dem es unnötig ist, einander umzubringen, ausser um, wie bei den wilden Tieren, die Bevölkerungsdichte in Grenzen zu halten.“[9]

 

 

 

II. Grundlagen

 

 

Karl Marx: Historischer Materialismus, „Das Sein [Stand von Wissenschaft und Technik] bestimmt das Bewusstsein.“

Peter Singer: „Technologien verändern alles – das war die These von Marx und wenn sie auch eine gefährliche Halbwahrheit sein mag, so ist sie doch erhellend. […]Darum wird die Geschichte vom Wachstum der Produktionskräfte gekennzeichnet.“[10]

Peter Singer: „Langfristig werden die von der Ethik bestimmter Gesellschaften für gut befundenen moralischen Tugenden und die akzeptierten moralischen Verbote stets die für ihren Fortbestand notwendigen Lebens- und Arbeitsbedingungen widerspiegeln.“[11]

Peter Singer: „Unsere neuerdings unabhängige Weltgesellschaft, mit ihren bemerkenswerten Möglichkeiten, die Menschen rund um den Globus zu verbinden, gibt uns die materielle Basis für eine neue Moral.“[12]

Karl Marx: Das Ich des Menschen ist nur ein Abklatsch der Wirtschaft!

Arne Naess: „Damit liegt die Betonung … darauf, dass unser Ich nur ein Bruchstück ist ‑ und nicht eigenständig.“[13] Selbstverwirklichung: Das „hautverkapselte Ich“ soll sich mit dem „ökologischen Selbst“ identifizieren (Naess).[14]

Adolf Hitler: „Ich bin nichts, mein Volk ist alles.“

Karl Marx: Die Revolutionen sind die Lokomotiven der Geschichte. Das Klassenkampf-Modell wird auf die gesamte Natur übertragen: Karl Marx: Klassengesellschaft: Proletarier und Kapitalisten (Besitzern der Produktionsmittel von Forschung und Technik) –> Revolution –> klassenlose Gesellschaft

Arne Naess: „Der Grundsatz ´leben und leben lassen´ strebt eine klassenlose Gesellschaft in der gesamten Ökosphäre an.“[15]

Peter Singer/Philipp Windeatt: „Wenn Sie wirklichen Sozialismus wollen, müssen andere Spezies befreit werden.“[16]

Herbert Marcuse: «Nach der Befreiung des Proletariats kommt die Befreiung der Tiere.»

 

 

 

III. Strategie

 

 

1) Lenin: Volksfronten

 

Peter Singer: Ein Linker ist, wer auf der Seite der Schwachen stehe und das Leiden auf der Welt lindern wolle. Und: Einer, der etwas tun wolle.[17] (mehr nicht!) –> Internationales Netz von Tierbefreiungsorganisationen – von radikal-terroristischen bis zu gemässigten für die Gutmeinenden.[18]

„Tiefenökologie“[19] bildet eine breite Koalition aus: radikalen und gutmeinenden Tier- und Naturschützern

Feministinnen: Emma: Der Mann erlegt die Frau wie der Jäger das Tier

spirituelle denkende Wissenschaftler („Tao der Physik“);

New Age-Leute;

Animisten (beseelte Natur);

Regressions-Psychologen, Tierbefreier, Vegetarier, Veganer;
gutmeinenden Träumern, die „neu“ und „ganzheitlich“ denken und ehrlich globale Verantwortung übernehmen wollen;

Aufklärern;

Gläubigen[20], [21], Vivisektionsgegnern;

AKW-Gegner;

Basisdemokraten;

Pazifisten;

Anarchisten;
Selbstversorger;

Grüne;

Schützer indigener Völker;

Antirassismusbewegte

Peter Singer/Philip Windeatt: „Ganz offensichtlich hat die BUAV [British Union for the Abolition of Vivisection] die Rolle des Organisators der grossen nationalen Demonstrationen übernommen … (und ist) konfrontationsbereiter als in der Vergangenheit. Wir betrachten das als in Teil unserer allgemeinen politischen Kampagnen.“[22]

 

2)   Terror, direkte Aktion

 

Organisationen[23]

England: Animal Liberation Font (ALF), Hunt Saboteurs Association, British Union fort he Abolition of Vivisection(BUAV), Northern Animal Liberation League (NALL), Animal Rights Militia (ARM)[24], Animal Protection Alliance (APA).[25]

Deutschland: Erdbefreiungsgruppen, Tierrechts-Aktion-Nord, Animal Peace, BioregionalistInnen, Bundesverband der Tierbefreier, Veganer Offensive Ruhrgebiet, Hardline/Frontline, Münchner VeganerInnen, Gruppe „Im Rausch der Tiefe“, Wildlife, Earth First!

Autonomie-Kongreß (April 1995, Berlin): Die Veganismus-Fraktion versucht ihren Einsatz gegen die Ausbeutung und Quälerei von Tieren in den Rang des Kampfes gegen eine „unity of oppression“ zu heben[26];

Zeitschrift Instinkte: Fotos vom Erdbeben in der japanischen Stadt Kobe mit dem Text „Die Rache der Erde“. Loblied auf einen Mörder, der Betonbrocken von einer Brücke warf und damit einen Autofahrer tötete.[27]

Österreich: Militant Forces against Huntingdon Life Science[28]

Radikalisierung: Seit ca. 1983 systematische Radikalisierung der Tierrechtsbewegung und Aufbau von Strategien, Richtlinien, Vernetzungen.[29]

Anschläge: Zum Beispiel auf der Website www.directaction.info veröffentlicht.

 

 

 

 

Eine in alles dringende Gefühlsideologie …

Quelle: WELCOME TO GREYT EXPLOITATIONS [30]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

Literatur

Drewermann Eugen. Wie hälts Du’s mit den Tieren oder: Von der Notwendigkeit einer neuen Ethik. Vortrag an der Uni Heidelberg SS 2006 im Rahmen der Interdisziplinary Lectures on Animal Rights.URL: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~rebert/arlectures/media/index.php?f=2&v=drewermann (1.2.2010)

Ehrlich Paul R. & Holdren John P. (Hg.) The Cassandra Conference. 1985

Goetschel Antoinne F. Das Tier im Recht – rechtspolitische Postulate. Vortrag am 14. Juni 2006 an der Uni Heidelberg SS 2006 im Rahmen der Interdisziplinary Lectures on Animal Rights. URL: http://www.vorlesungen-tierrechte.de/test/ilar2.php?area=2&lang=de (24.1.2010)

Gottwald Franz-T. & Klepsch A (Hg.). Tiefenökologie. 1995

Naess Arne. Ecology, community and lifestyle. 1992

ÖkolinX Nr.23, 1996. URL: http://www.home.pages.at/lobotnic/oekoli/content_texte_veganismus_peterbierl.htm(7.10.09)

Paddock William & Paul. Vor uns die mageren Jahre. 1969

Regan Tom (Hg.). Earthbound. New Introductory Essays in Enviromental Ethics.  Random House, New York 1984

Rheinz Hanna. Kabbala der Tiere: Tierrechte im Judentum und warum sie bis zum heutigen Tag kollektive Abwehr auslösen“ Vortrag vom 10. Mai 2006 auf der Interdisziplinary Lectures on Animal Rights an der Uni Heidelberg, SS 2006. URL: http://www.vorlesungen-tierrechte.de/test/ilar2.php?area=2&lang=de (24.1.2010)

Rowe J. Stan. Manifest für die Erde. 2004

Rufin Jean-Christophe. 100 Stunden. 2008

Singer Peter. Praktische Ethik. Neuauflage. 2008
Singer Peter. Zitat vom World Economis Forum Davos 2000. In: Some notable quotes from Davos 2000. URL: http://www.time.com/time/europe/davos2000/quotes2.html

Singer Peter. Leben und Tod. 1998.

Singer Peter (Hg.). Verteidigt die Tiere. 1988
Singer Peter. Globalisierungsethik. Vortrag an der Uni Leipzig, Das Sonntagsgespräch vom 29.5.2005.
URL: https://www.uni-leipzig.de/sonntag/ss05/ (1.2.2010)

Singer Peter. Eine darwinistische Linke. Politik, Evolution und Kooperation. 1999

Singer Peter. One World, The Ethics of Globalisation. 2002

Windeatt Philip. Militante Stimmen. In: Peter Singer: Verteidigt die Tiere. Frankfurt/Main 1988

 

 

 


 

Anmerkungen

[1]    Peter Singer auf dem World Economis Forum Davos 2000. In: Some notable quotes from Davos. URL: http://www.time.com/time/europe/davos2000/quotes2.html
[2]    Peter Singer: Globalisierungsethik. Vortrag an der Uni Leipzig, Das Sonntagsgespräch vom 29.5.2005. URL: https://www.uni-leipzig.de/sonntag/ss05/ (1.2.2010)
[3]    Peter Singer: Globalisierungsethik
[4]    Peter Singer: Praktische Ethik. Neuausgabe. Reclam 2008, S. 51
[5]    Übersetzung in: Jean-Christophe Rufin: 100 Stunden. 2008, Nachwort. S. 552
[6]    Tom Regan (Hg.): Earthbound. New Introductory Essays in Enviromental Ethics.  Random House, New York 1984, S. 269
[7]    J. Stan Rowe: Manifest für die Erde. 2004
[8]    Eugen Drewermann: Wie hälts Du’s mit den Tieren oder: Von der Notwendigkeit einer neuen Ethik. Vortrag an der Uni Heidelberg SS 2006 im Rahmen der Interdisziplinary Lectures on Animal Rights. URL: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~rebert/arlectures/media/index.php?f=2&v=drewermann (1.2.2010) URL: http://www.vorlesungen-tierrechte.de/test/ilar2.php?area=2&lang=de (24.1.2010)
[9]    Interview mit Arne Naess: Einfach an Mitteln, reich an Zielen. In: Gottwald Franz-T. & Klepsch A (Hg.): Tiefenökologie. 1995, S. 47
[10]   Peter Singer: Globalisierungsethik
[11]   Peter Singer: Praktische Ethik. Neuausgabe. Reclam 2008, S. 360
[12]   Peter Singer: Globalisierungsethik
[13]   Arne Naess: Ecology, community and lifestyle. 1992. S. 173 (eigene Übersetzung)
[14]   Arne Naess in: Gottwald Franz-Theo & Klepsch Andrea (Hg.): Tiefenökologie. 1995, S. 21
[15]   Arne Naess: Ecology, community and lifestyle. 1992. S. 173 (eigene Übersetzung)
[16]   Philip Windeatt: Militante Stimmen. In: Peter Singer: Verteidigt die Tiere. Frankfurt/Main 1988, S. 277
[17]   Peter Singer: Eine darwinistische Linke. Politik, Evolution und Kooperation. 1999
[18]   Vgl. zum Beispiel in: Peter Singer: Verteidigt die Tiere. Frankfurt/Main 1988, S. 335-339
[19]   Gottwald Franz-Theo & Klepsch Andrea (Hg.): Tiefenökologie. 1995. Dort vor allem: Franz-Theo Gottwald: Zur Geschichte der Tiefenökologie, S. 17-23
[20]   Die jüdische Religion ist die einzige Weltreligion, die ein Konzept der Tierrechte entwickelt hat (jedes Geschöpf hat eine Seele) Vgl. „Kabbala der Tiere: Tierrechte im Judentum und warum sie bis zum heutigen Tag kollektive Abwehr auslösen“ Vortrag von Hanna Rheinz, Kulturwissenschaftlerin, München, am 10. Mai 2006 auf der Interdisziplinary Lectures on Animal Rights an der Uni Heidelberg, SS 2006. Dort treten auch Eugen Drewermann und der Zürcher Tieranwalt Antoinne F. Goetschel auf.
[21]   Gottwald Franz-Theo & Klepsch Andrea (Hg.): Tiefenökologie. 1995, S. 22
[22]   Philip Windeatt: Militante Stimmen. In: Peter Singer: Verteidigt die Tiere. Frankfurt/Main 1988, S. 273
[23]   Vgleiche vor allem auch für die radikale deutsche Szene: ÖkolinX Nr.23, 1996. URL: http://www.home.pages.at/lobotnic/oekoli/content_texte_veganismus_peterbierl.htm (7.10.09)
[24]   Ein Insider: „wir wissen nicht, wer die ARM ist. Viele Menschen vernuten, es seien keine echten Tierrechtsleute.“
[25]   Philip Windeatt: Militante Stimmen. In: Peter Singer: Verteidigt die Tiere. Frankfurt/Main 1988, S. 270-292
[26]   Vgl. Interim Nr. 320, S.24, „Durch Wände sehen – ein Kritik am Triple-Oppression Ansatz“
[27]   Vgl. Instinkte, Nr.4, S.24
[28]   URL: http://www.blick.ch/news/ausland/tierschuetzer-bekennen-sich-zu-anschlag-125392 (26.1.2010)
[29]   Philip Windeatt: Militante Stimmen. In: Peter Singer: Verteidigt die Tiere. Frankfurt/Main 1988, S. 270-292
(siehe vor allem S. 276: „…die Bewegung sich in den letzten fünf Jahren radikal geändert hat“ S. 282: „Noch 1978 wurde die grosse Mehrzahl der Tierschutzgesellschaften – eigentlich alle – völlig von den Konservativen kontrolliert“!
[30]   URL: http://www.greytexploitations.com/ (12.9.2009)

 

 

 

Autor

Moritz Nestor, Psychologe

Weiterempfehlen