Robert Spaemann & Thomas Fuchs. Töten oder sterben lassen? Worum es in der Euthanasiedebatte geht

23. Oktober 2024

Spaemann FuchsRobert Spaemann & Thomas Fuchs

Töten oder sterben lassen?
Worum es in der Euthanasiedebatte geht

Freiburg/Br. 1997

 

«Die Verblüffung durch die Thesen Peter Singers und seine Durchbrechung des seit 1945 herrschenden Euthanasie-Tabus beginnt erst allmählich einem sokratischen Nachdenken über die guten Gründe für dieses Tabu zu weichen.
Zunächst haben wir es zu tun mit der demographischen Situation der westlichen Industrieländer. Sie ist historisch beispiellos. Während der medizinische Fortschritt dazu geführt hat, dass immer mehr Men- schen immer älter werden, propagieren seit Jahrzehnten alle öffentlichen Meinungsbildner einen Lebensstil, auf Grund dessen nun bald immer weniger junge Menschen diese älteren Menschen zu ernähren haben. Die Pille – wie immer man sonst über sie denken mag – begünstigt diese Entwicklung. Außerdem war der sogenannte Generationenvertrag nicht als Drei-Generationenvertrag, sondern leider als Zwei-Generationenvertrag konzipiert, also so, dass er diejenigen ökonomisch privilegiert, die es vorziehen, sich im Alter von den Kindern anderer Leute erhalten zu lassen. Daß diese Kinder dann einmal, wenn es soweit ist, nicht begeistert ein würden, war zu erwarten.
Es ist nun bald soweit. Und es gehört schon ein hohes Maß an Naivität dazu, im Ernst an Zufall zu glauben, wenn ausgerechnet in diesem Augenblick und ausgerechnet in ebenjenen westlichen Industrieländern die Tötung kranker oder alter Menschen legalisiert oder deren Legalisierung gefordert und ernsthaft diskutiert wird.»
Aus: Robert Spaemann (2006): Töten oder sterbenlassen? In: Aufklärung und Kritik, Sonderheft 11/2006 PDF

 

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