Mit den mehrmals jährlich in Berlin stattfindenden „Rot-Schock-Touren“ wird seit einiger Zeit in Berlin der Versuch unternommen, die Stätten sozialistischen Terrors im ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden der Bevölkerung zugänglich zu machen und dem Bürger über das wahre Gesicht der marxistischen Ideologie Auskunft zu geben. Damit widerfährt den Opfern wenigsten nachträglich eine Solidarität, die alle bitter nötig haben. Eine der Stationen ist das stalinistische Speziallager und spätere Stasi-Untersuchungsgefängnis in Hohenschönhausen.
Eine Dekade ist seit der sogenannten politischen „Wende“ im kommunistischen Teil Deutschlands vergangen, und es ist schon erstaunlich, dass bis heute keine wirkliche Aufarbeitung der zweiten deutschen Diktatur stattgefunden hat.
Die Nachfolgepartei der SED, die PDS, die nur den Namen geändert hat, aber nicht die politische Ausrichtung (Installierung eines totalitären marxistischen Systems), sitzt mittlerweile bereits wieder in zwei Bundesländern (Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg) mit in der Regierung, und es hat den Anschein, dass sich niemand mehr an den „rotlackierten Nazis“ stört.
Vielen Menschen ist nicht bewusst, was es bedeutete, nach 12 Jahren NS-Diktatur fast 45 Jahre unter kommunistischem Terror leben zu müssen und welcher Zynismus dahinter steckt, dass unter dem Deckmantel der „Entnazifizierung“ mit den gleichen Methoden und an den gleichen Orten (Buchenwald, Sachsenhausen, Hohenschönhausen, Torgau u.v.a.) unschudige Menschen grausamst geschunden und umgebracht wurden.
Dieser Artikel soll dazu beitragen, das bis jetzt aktiv unterdrückte Unrecht der DDR-Diktatur den Menschen vor Augen zu führen, damit eine sinnvolle Aufarbeitung möglich wird und so etwas für immer der Vergangenheit angehört.
Ungleicher Massstab für braunen und für roten Greuel
Sucht man Darstellungen über Greueltaten im Nationalsozialismus, findet man in Büchereien und Bibliotheken volle Regale. Bis heute wird die Erinnerung an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte auch in der Schweiz am Leben gehalten. Im Gegensatz dazu verhallen die Klagen der Opfer kommunistischen Terrors meist ungehört oder unbeachtet und gehen seit den Wahlen in Deutschland in einem allgemeinen Versöhnungstaumel unter. Nicht selten wird die Bibel ins Feld geführt und „Liebe deinen Nächsten“ ist plötzlich eine oft gehörte Phrase – interessanterweise gerade auch bei den Kommunisten, die die Religion bekämpften, solange sie an der Macht waren. Nachdenklich sollte einen stimmen, dass häufig diejenigen, die nach über 50 Jahren eine Wiedergutmachung der Opfer der Judenvernichtung fordern, für die Betroffenen kommunistischer Gewaltherrschaft kein offenes Ohr haben und nicht im geringsten daran interessiert sind, hier ebenfalls Gerechtigkeit walten zu lassen.
Eine Besichtigung des Untersuchungsgefängnis des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) Berlin – Hohenschönhausen konfrontiert den Besucher in besonderem Masse mit der Brutalität dieses Systems. Hier hörte der Mensch auf, als Mensch zu existieren. Menschenrechte oder Menschenwürde wurden hier im wahrsten Sinne des Wortes mit Füssen getreten.
Sowjets richten KZs ein
Nach Kriegsende im Mai 1945 übernahmen die Sowjets dieses Areal, das bis dahin als Volksküche gedient hatte, und bauten es zu einem Gefängnis um. Es erhielt den Namen „Speziallager 3“ und war Internierungslager für sogenannte Kriegsverbrecher. Was ein Kriegsverbrecher bestimmte die marxistische Willkür. Grundsätzlich war für die Kommunisten jeder Deutsche ein Kriegsverbrecher, unabhängig welchen Alters, ob 16 oder 60. Ganz unangenehm wurde es, wenn man mit dem kommunistischen System nicht ganz einverstanden war.
Für einen linientreuen Kommunisten war der Nationalsozialismus die höchste Form des Kapitalismus. Damit war auch jeder Deutsche ein Klassenfeind, den man eigentlich nur eliminieren kann, um die Gefahr einer Konterrevolution zu verhindern. War man nicht bereit, mit dem Kommunismus stalinistischer Ausprägung zu kooperieren, lief man Gefahr, das System wirklich kennenzulernen. Zu Tausenden wurden Menschen verhaftet und ohne Gerichtsverhandlung in die Speziallager wie Hohenschönhausen und weitere Konzentrationslager gesteckt. Überlebte man dort die ersten Monate, wurde man häufig zur Zwangsarbeit nach Sibirien verfrachtet. Die wenigsten kamen jemals lebend zurück.
Aus Stalins KZ wird Ulbrichts Folterkeller
Im Frühjahr1951 übergab die sowjetische Besatzungsmacht das Gefängnis an die DDR, die es kurze Zeit später dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) unterstellte. Bis zur Auflösung des Ministeriums im Spätherbst 1989 blieb es seine zentrale Untersuchungshaftanstalt.
Im Osten inhaftierten sie – im Westen demonstrierten sie
Für uns, die wir in einem Rechtsstaat aufgewachsen sind, ist es unvorstellbar, was Menschen, die aus nichtigen Gründen in Hohenschönhausen inhaftiert waren, durchgemacht haben. Während im Westen die Linke auf die Strasse ging oder noch geht, um gegen eine frei erfundene „Isolationsfolter“ an der RAF zu demonstrieren, folterten Marxisten in Hohenschönhausen Menschen wirklich, sperrten sie über mehrere Tage in Dunkelzellen, die stockdunkel und deren Wände mit schwarzem Gummi ausgekleidet waren. Es gab keine Toiletten, kein Wasser, keinen Tisch, keinen Stuhl, nichts ausser absoluter Dunkelheit ‑ und einem selbst hier heimlich lauschenden Mikrofon in der Wand. Die Gefangenen konnten nirgends ihre Notdurft erledigen als irgendwo in einer Ecke der Zelle. Von Waschen, Spaziergang in Freien oder gar Schlafen auf wenigstens einer Pritsche war gar nicht zu denken. Periodisch wurde der Luftschacht versperrt und dem Unglücklichen die Luft abgeschnitten. Ein ehemaliger Häftling schilderte die Situation: „…Hielt man sich nicht an die Anweisungen, so drohte Arrest oder Gummizelle (Dunkelkammer). Zwei davon gab es im Kellergeschoss in Hohenschönhausen. Ich habe miterlebt, wie jemand dort etwa drei Wochen zugebracht hat. Seine Schreie vergesse ich nie, nie mehr in meinem Leben. Diesen Menschen hat man richtig ‚fertiggemacht‘. Als ich zum Saubermachen der Gummizelle abkommandiert wurde, habe ich Blutspuren und Kot beseitigen müssen.“
Brechung des Willens
Die Hauptaufgabe von Hohenschönhausen bestand darin, den Widerstandswillen eines Menschen zu brechen. Das wurde mit physischer wie psychischer Folter betrieben. Man legte es mit allen Mitteln darauf an, den Menschen in die Knie zu zwingen. Wer das überlebte, leidet heute, Jahre nach diesen Erlebnissen immer noch unter den schrecklichen Eindrücken der kommunistischen Isolationshaft, die hier ihren Namen wirklich verdient hat.
Denn ,wie schon gesagt, gegen diese Zustände hat im Westen niemand (?) demonstriert. Dafür ging man zu Tausenden auf die Strasse, um gegen eine vorübergehende komfortable Einzelhaft von RAF-Terroristen zu protestieren. RAF-Terroristen, die jahrelang in der gleichen DDR untertauchen konnten, aber dabei nicht das geringste Problem mit diesem Gewaltregim hatten, die in Westdeutschland aber angeblich gegen Willkür und Unfreiheit und Unterdrückung kämpfen mussten. Es ist schon erstaunlich, wie man die Realität zugunsten einer gewalttätigen Ideologie verschieben kann.
Wenn man sich in den Räumlichkeiten dieses Untersuchungsgefängnis bewegt, glaubt man, mit jedem Atemzug die Unmenschlichkeit dieses Systems zu spüren. Auch wenn das Gefängnis schon mehrere Jahre nicht mehr als solches verwendet wird, der typische Geruch von DDR-Amtsräumen, dies bestätigten mehrere Gefangene, die ebenfalls diesen düsteren Ort besucht hatten, ist immer noch derselbe wie damals. Es ist der gleiche Geruch, der einem in die Nase sticht, wenn man Mielkes Stasi-Zentrale in der Normannenstrasse betritt.
Wer in Hohenschönhausen einsass, wusste nicht, wo er sich befand. Und die Verwandten wussten nicht, wo er war. Meist wurden die Häftlinge stundenlang in einem fensterlosen Lieferwagen („Barkasse“) durch Berlin gefahren, bevor sie in Hohenschönhausen ankamen. Jeder stand die Fahrt über in einem Käfig etwas grösser als ein Kleiderspind eingesperrt. In Hohenschönhausen angekommen, sorgten die Gefängnisaufseher akribisch dafür, dass die Häftlinge keinen Kontakt untereinander bekamen. Überall auf den Gängen waren Reissleinen angebracht. Sollte ein Häftling Schwierigkeiten machen, konnten die Wärter an dem Kabel ziehen, und sofort wurde ein Alarm ausgelöst.
Die Insassen dieses Gefängnisses waren keine Schwerverbrecher, sondern Bürger der DDR, die gerne das Land verlassen wollten oder bei einem Versuch, das Land zu verlassen, aufgegriffen und verhaftet wurden. Wobei auch schon der Plan, das Land zu verlassen, auf schärfste bestraft wurde. Die Betroffenen hatten keinem Menschen etwas zu Leide getan. So sassen diese Menschen in dem Gefängnis, ohne jemals eine ordentlichen Gerichtsverhandlung erhalten zu haben.
Die Stasi nicht unterschätzen …
Man kann natürlich sagen, dass das alles der Vergangenheit angehöre. Die DDR bestehe nicht mehr, das Gefängnis Hohenschönhausen könne besucht werden, die Stasi sei aufgelöst, die neuen Bundesländer hätten demokratisch gewählte Regierungen und für uns in der Schweiz sei das Ganze ja sehr weit weg.
Das stimmt alles, doch darf man nicht unterschätzen, wieviel Menschen beim Ministerium für Staatssicherheit angestellt waren und besonders für die Arbeit im Westen ausgebildet wurden. man spricht von ungefähr 30’000. Was diese Agenten heute treiben, weiss niemand so genau, es scheint aber auch so, dass es gar niemand genau wissen will.