Ruth Benedict. Urformen der Kultur

16. Oktober 2024

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Urformen der Kultur


Hamburg 1955

 

Die Anthropologie befasst sich mit dem Menschen als Geschöpf der Gesellschaft. Für den Anthropologen sind unsere Sitten und Gebräuche und die irgendeines Stammes in Neuguinea zwei möglich Gesellschaftssysteme, die sich mit der Lösung ein und derselben Aufgabe befassen. Anthropologie war solange unmöglich, als die Unterscheidung zwischen uns und dem Primitiven, zwischen uns und dem Barbaren, zwischen uns und dem Heiden unser Denkbild in Banne hielt. Wir mussten uns erst von dem alten Trugbild losmachen, dass wir  nicht mehr unwillkürlich unsere Religion dem Aberglauben unserer Mitmenschen entgegensetzten. Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam diese Elementarerfordernis der Anthropologie auch nicht dem hellsten Kopf in unserer westlichen Kultursphäre zum Bewusstsein. Die neue Völkerkunde, wie sie von Benedict, Mead und Malinowski begründet wurde, zeigt, dass die Verhaltensweise des Menschen nicht rein biologisch erklärbar sind. Der Mensch verfügt nicht über eine biologisch vorbestimmte kulturelle Welt. Er muss sich Kultur selbst schaffen. Der Mensch ist sich selbst ständig Aufgabe. Kultur ist die umgearbeitete Natur, ohne die der Mensch nicht leben kann. Diese Lebensform, nur in und durch Kultur als Mensch leben zu können, ist des Menschen natürliche Lebensform. Ruth Benedicts Werk gehört zu den Pionierleistungen der neuen Kulturanthropologie, die vor und nach dem Zweiten Weltkrieg dem westlichen Kulturimperialismus eine wissenschaftliche Absage erteilt.

 

 

 

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