Edwin Black
War Against the Weak
Thunder’s Mouth Press, 2003, 2007, 2012
«Anfang vorigen Jahrhunderts beschlossen amerikanische Forscher, Politiker und Viehzüchter die „Schaffung einer überlegenen nordischen Rasse“. 60 000 Männer und Frauen, zumeist Arme und Farbige, wurden zwangssterilisiert – Anregung für das Eugenik-Programm der Nazis. … Gedeckt von eugenischen Gesetzen, verstümmelten US-Ärzte bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts über 60 000 Männer und Frauen durch Sterilisation. … Das ganze Ausmaß dieses Medizin-Verbrechens beschreibt der amerikanische Publizist Edwin Black jetzt in einem Aufsehen erregenden Buch. Mit Hilfe Dutzender Rechercheure trug er rund 50 000 einschlägige Dokumente aus amerikanischen und europäischen Archiven zusammen. Zudem wertete Black Tagebücher, Gerichts- und Krankenakten Betroffener aus. Der Autor … schildert den „Kreuzzug“ einer Clique einflussreicher und angesehener US-Bürger, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, mit Hilfe der Eugenik die Vereinigten Staaten von armen, einfältigen, kranken, kriminellen und – vor allem – farbigen Einwohnern zu befreien. … „Die romantische Idee vom Schmelztiegel Amerika“, schreibt Black, „ist ein Mythos.“ Viele Neuankömmlinge blieben lange Zeit unter sich, siedelten sich in eigenen Stadtvierteln an oder zogen im Trupp als Wanderarbeiter über Land. Den etablierten Amerikanern gefiel das demografische Chaos nicht besonders. Wissenschaftler, Ärzte und Ökonomen wetterten mit pseudowissenschaftlichen Thesen gegen die ungeliebten Neubürger. „Unser Land wurde von nordischen Menschen besiedelt und aufgebaut“, schrieb etwa Lothrop Stoddard, ein führender Eugeniker; doch nun sei „eine Invasion von Menschenhorden aus den Alpenländern und Mittelmeerstaaten“ erfolgt, ergänzt durch „asiatische Elemente wie Levantiner und Juden“.» Aus: Rainer Paul: Krieg gegen die Schwachen. In: DER SPIEGEL 5/2004, 26. Januar 2004. Die Homepage des Autors ist eine Fundgrube.