Wenn Politik nicht auf Ethik ruht …
Zitatauswahl ∙ Moritz Nestor
«In der Politik haben wir es nicht mit Tugenden und Untugenden, sondern mit Stärken und Schwächen zu tun.»
«Unser Fach ist die Wissenschaft von der Politik, und wir schreiben das Buch in dieser Eigenschaft. In der Politik haben wir es nicht mit Tugenden und Untugenden, sondern mit Stärken und Schwächen zu tun. Moralische Urteile sind auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs oft genug und mit vorhersagbaren Ergebnissen gefällt worden. Unsere Untersuchung soll von unserer Vorliebe für die konstitutionelle Demokratie freibleiben. Zu oft ist in den Vereinigten Staaten behauptet worden, das amerikanische System sei deshalb stärker, weil es grössere Freiheiten gewähre und daher wünschenswerter sei. Hier ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Unsere Werte sind nicht unbedingt die Werte der Geschichte. Ein System, das sich der Freiheit und dem Wohlergehen des Einzelnen verschrieben hat, kann oder kann nicht eine grössere Fähigkeit zu überleben haben als ein System, das auf anderen Prinzipien gründet. Die entscheidende Frage ist, welches System die Macht so einzusetzen versteht, dass es den Anforderungen des betreffenden Zeitalters am besten gerecht wird. … Politik ist nicht nur Ausübung von Macht. Sie ist auch eine Willensfrage. … Ein wesentliches Anliegen dieses Buches ist es, darauf aufmerksam zu machen, dass die ´konventionelle Weisheit´ des marxistischen, amerikanischen und europäischen ´Schwarz-Weiss-Bildes´ ein unzuverlässiger Führer für die Erkenntnis der wichtigsten Ähnlichkeiten und Unterschiede ist. Das ´Schwarz-Weiss-Bild´ … lässt die Möglichkeit ausser Betracht, dass eine breitere Betrachtungsweise des sowjetischen und amerikanischen Systems wichtige Tatsachen enthüllen könnte, die die USA und die Sowjetunion gemeinsam haben … .»
Zbigniew K. Brzezinski, Samuel P. Huntington: Politische Macht, USA/UsSSR, ein Vergleich. Köln/Berlin 1966, S. 19/20.