«Sibiriens Schicksalsstrom, der Jenissei», Teil 1 «Vom Paradies in die Hölle»,
ein Film von Dirk Sager, ZDF 2005
https://www.youtube.com/watch?v=XKkC78jaXck
«Der Jenissei ist ein etwa 3487 km langer Fluss bzw. zusammen mit seinem rechten Quellfluss ‘Grosser Jenissei’ rund 4092 km langer Strom in Sibirien. Der Fluss ist der fünftlängste der Erde und hinter dem Jangtsekiang der zweitlängste Asiens. Als wichtige Schifffahrtsstrasse wird er ‘Sibirischer Meridian’ genannt, da er ungefähr in der Mitte von Sibirien etwa entlang des 90. Längengrades von Süd nach Nord zur Karasee des Polarmeeres fliesst.»
10:26min, in einem der Dörfer der «Altgläubigen»
Jerofimef: «Die Arbeit, das ist unsere Tradition. Alles hängt vom Menschen ab. Unsere Religion gebietet zu arbeiten. Das wird weitergegeben von Generation zu Generation. In der Stadt ist das anders. Da gibt es Strassen, und man verlässt sich auf andere. Hier aber kann man sich nicht auf andere stützen. Man muss alles selbst machen. Wir sind weit vom Schuss. Sie haben ja selbst gesehen, wie schwer es ist, hierher zu kommen.»
Sprecher: «Könnte Ihr Leben ein Rezept sein für das künftige Russland?»
Jerofimef: (lacht still in sich hinein) «Die Zukunft Russlands!» (Senkt dem Blick.) «Was soll ich sagen?» (Hebt den Kopf wieder.) «Ich kann nur für uns hier sprechen. Hier weiss man, dass man viel arbeiten muss. Wenn Du arbeitest, bekommt Du etwas. Ohne zu arbeiten, kommst Du nicht durchs Leben.»
13:52min, in der Republik Tuwa, im Land der Tuwiner, Museum in der Hauptstadt Kysyl
Kunin Lupsan, schamanischer Priester und Professor: «Am Himmel gibt es grosse und kleine Sterne. Wenn sie alle leuchten, wird der Himmel reich und schön. Wenn man aber all diese grossen und kleinen Sterne beseitigt, wird der Himmel zu einem schwarzen Himmel. Deshalb müssen auf der Erde grosse und kleine Völker leben. Der Mensch ist das Wichtigste. Das ist der grösste Reichtum des Erdballs.»
Sprecher: «Die Kommunisten haben den Reichtum genommen und die Kultur verwüstet, Tausende von Priestern und Schamanen erschossen, ihre Tempel verbrannt. Die Nomaden der Steppe wurden in Kolchosen gezwungen. Und schliesslich legten die Kommunisten den Jenissei in Ketten. Dort, wo er einst durchs Gebirge nach Norden stürmte, ist heute ein gewaltiger Stausee, 400 Kilometer lang.» 18:00min: «ein menschenverlassenes totes Meer.» 19:08min: Der Eingriff in die Natur «hat Folgen. Hunderte von Kilometern hinter dem Damm friert der Fluss nicht mehr zu. Auch nicht im tiefsten Winter. Die […] Wassermassen haben das Klima verändert. Die Winter sind wärmer geworden und an den Ufern liegt viel weniger Schnee als früher.»
16:15min, grosses Kolchosenfest im Dorf Alekem
Sprecher: «Der Betrieb hat sich um die Ziegenzucht verdient gemacht. Nun folgt die Ehrung, so wie es in der Sowjetunion Sitte war: Schärpen, Prämien und Geschenke. Die Kollegen spenden solidarischen Beifall. Der Bürgermeister ist voller Stolz.»
Zum Bürgermeister: «Ist es nicht bei Ihnen wie ein bisschen in der Zeit des Kommunismus?»
Bürgermeister: «Jetzt ist es noch viel schöner.» (strahlt) «Schon im Februar haben wir mit der Vorbereitung des Festes begonnen. Jetzt zeichnet gerade der Vorsitzende der Bezirksverwaltung die Ziegenzüchter aus. Auch aus dem Ministerium sind hohe Leute gekommen.»
Sprecher: «Er zählt die lange Liste der Ehrengäste auf. […] Das Fest, eine Symbiose von alter Sitte und Kolchose-Tradition.»