Für eine globalisierte Medizin ist «Euthanasie» der Normalfall

Dezember 1998 Moritz Nestor


Für eine globalisierte Medizin ist «Euthanasie» der Normalfall


 

Das “Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung” in Deutschland veröffentlichte kürzlich die “Delphi-Studie zur globalen Entwicklung von Wissenschaft und Technik”. Darin sind die Ergebnisse der Mammutumfrage “Delphi 98” veröffentlicht. Rund 1 000 Thesen und Fragen waren 7 000 Experten vorgelegt worden. Eines der Themen lautete “Gesundheit und Lebensprozesse”. Im Kapitel “Fortschritte in der Medizin” ist zusammengefasst, was die befragten “Experten” von einer “globalisierten Medizin” erwarten. Der Ausdruck “globalisierte Medizin” macht nachdenklich: Ist nicht gerade die Medizin einer der wenigen Bereich, in dem die Menschheit längst weltweit kooperiert?

Bis etwa im Jahre 2020 – so “Delphi 98” – gebe es eine Therapie gegen Alzheimer. AIDS sei heilbar. Eine Impfung dagegen möglich. Das Erkrankungsrisiko für Krebs, Bluthochdruck und anderen Krankheiten sei mit Genomanalyse vorhersagbar geworden. Die Ursachen von Diabetes, Hypertonie und Arteriosklerose seien bekannt. Für Diabetiker gebe es ein neues Insulinpräparat, das oral verabreicht werden könne. Die Parkinsonsche Krankheit sei ebenfalls therapierbar geworden. Die neurochemischen Prozesse des Alkoholismus und dessen genetische Komponenten seien bekannt. Der Bedarf an Organspendern werde gedeckt sein.

Trotz allen medizinischen Fortschritts werde es jedoch auch für die “globalisierte Medizin” weiterhin in vielen Fällen keine Heilung geben. Aber – so die Studie “Delphi-‚ 98” – etwa ab den Jahren 2008 bis 2017 würden dann “anerkannte Verfahren zur Prognose des Krankheitsverlaufs vorliegen, so dass über Sterbehilfe auf Verlangen von Patienten entschieden werden kann.”!

Für Marx war der internationale Monopolkapitalismus die letzte Stufe vor dem endgültigen Zusammenbruch des Kapitalismus. Längst haben herrschende Linke in Europa und Amerika mit dem frei vagabundierenden Kapital von George Soros, Ted Turner, Bill Gates und anderen ihren Frieden geschlossen und setzen auf “Globalisierung”. Ganze Volkswirtschaften lassen sich durch Manipulationen mittels freiem internationalen Kapital an den internationalen Börsen in schwere Krisen stürzen. Die Schuld wird dem Kapitalismus in die Schuhe geschoben. Die Linke hat einen entscheidenden Machtfaktor erkannt, der den alten Traum von linker Weltherrschaft wieder näher rücken lässt.

Wird dann die “globalisierte Medizin” zum Mittel, wie man die entsorgt, die sowohl im marxistischen als auch im kapitalistischen Weltbild keinen Wert mehr haben? Der Sozialist Jacques Attali, der ehemalige persönliche Berater von Mitterand und Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, hat das schon 1991 gefordert:

“Sobald er das Alter von 60-65 Jahren überschreitet, lebt der Mensch länger als seine Fähigkeit zu produzieren und dann kostet er die Gesellschaft eine Menge Geld. … In der Tat, aus gesellschaftlicher Sicht ist es vorzuziehen, dass die menschliche Maschine eher plötzlich stoppt, als einem fortschreitendem Verfall entgegenzusehen. … Euthanasie wird auf jeden Fall eines der wichtigsten Instrumente für die Zukunft der Gesellschaften. In der Logik des Sozialismus – um damit zu beginnen – muss das Problem wie folgt dargestellt werden: Die kollektivistische Logik ist Freiheit. Grundfreiheit ist der Selbstmord. Demzufolge ist das Recht auf Selbstmord entweder direkt oder indirekt ein absoluter Wert in solch einer Gesellschaft.”

Im Marxistischen Welt- und Menschenbild, dem Attali hier folgt, ist der Mensch gerade soviel wert, wie er als „Tauschwert“ auf dem Arbeitsmarkt einbringt. Kann er nicht mehr arbeiten, ist es kein Mensch mehr, sondern eine “ menschliche Maschine“, die man ohne Skrupel „abschalten“ kann. Die Nazis nannten das „nutzlose Esser“. Braune und Rote – jeder auf seine Weise – betreiben so die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“.

Ist es vor diesem Hintergrund nicht beunruhigend, wenn der jetzige französische Staatsekretär für Gesundheit und Mitbegründer von „Ärzte ohne Grenzen“, der sozialistische Arzt Kouchner, kürzlich einen „Bewusstseinswandel“ in der französischen Ärzteschaft lobte?

Gemeint war mit diesem Lob der Fall des französischen Arzte Duffaut, mit dem die französische „Euthanasie“kampagne dem universellen Menschenrecht auf Leben eine katastrophale Niederlage zufügte: Bis heute waren nämlich alle französischen Ärztekammern geschlossen gegen eine Freigabe von Patiententötungen. Alle französischen Ärzte waren dem Artikel 38 des „Code de déontologie médicale“ verpflichtet: „Der Arzt hat nicht das Recht, den Tod vorsätzlich herbeizuführen.“

Im Oktober diesen Jahres scherte die Ärztekammer der Region Midi-Pyrénées aus diesem Konsens der Mitmenschlichkeit aus und beschloss, gegen einen Kollegen kein Disziplinarverfahren einzuleiten, obwohl dieser gestanden hatte, eine Koma-Patientin vorsätzlich getötet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor signalisiert, sie werde sich dem Urteil der Ärztekammer anschliessen. Der sozialistische Staatssekretär für Gesundheit, Kouchner, triumphierte über diesen Beschluss: „Ich freue mich über diese Entscheidung, die von der grossen Humanität der Ärztekammer zeugt.“ Wann wird es „human“ sein, nicht nur Koma-Kranke vorsätzlich zu töten, sondern auch andere Kranke, weil man sie für die (sozialistische) Gesellschaft nutzlos hält? In kleinen Schritten wird diese nun aufgestossene Türe weiter geöffnet werden. Nach den „Unheilbaren“ kommen die „Alten“, dann die „Krüppel“ und „Geisteskranken“ und dann …? Nichts anderes meinte Jaque Attali, als er sagte, wenn „der Mensch länger als seine Fähigkeit zu produzieren [lebt] dann kostet er die Gesellschaft eine Menge Geld“ und wenn er als Marxist Euthanasie als eines der wichtigsten Instrumente für die sozialistische Gesellschaft fordert.

Diesmal unter sozialistischer Flagge kommt der „Gnadentod“ einher! So einfach ist das: Eine Mehrheit beschliesst, „aus Humanität“ dürfe getötet werden! Hitler musste dafür noch Bataillone marschieren lassen, lynchen, die Opposition aus- sowie Parlament und Presse gleichschalten. Im schönen neuen globalisierten Europa aber – wird der Gnadentod für „nutzlose Esser“ hinter der Potemkinschen Fassade eines ausgehöhlten demokratischen Rechtsstaates per Abstimmung eingeführt.

Mit sehr schlechten Gefühlen liest man in diesem Lichte daher die Meldung, der gleiche sozialistische Staatssekretär Kouchner, der die vorsätzliche Tötung von Kranken für „human“ hält, habe einen „Dreijahresplan“ zum „sanften Tod“ vorgestellt! 30 Millionen Mark sind dafür für das Jahr 1999 bereitgestellt! Was ist damit gemeint, wenn dieser Dreijahresplan des sozialistischen „Euthanasie“ideologe in höchster staatlicher Position gleichzeitig die Bildung von „spezialiserten Teams“ vorsieht , die den Kranken „im Sterbeprozess begleiten“? Ist diese Frage nicht um so dringender, wenn man weiss, dass Kouchner dabei weder an kirchlichen noch anderen seelsorgerischen Beistand durch diese „spezialiserten Teams“ dachte, die „im Sterbeprozess begleiten“!

Dieser erste Freispruch für die vorsätzliche Tötung einer Patientin setzt allerdings auch in einem anderen Gerichtsfall Richter und Staatsanwälte unter Druck. Französische Richter müssen darüber urteilen, ob eine Krankenschwester in Paris der vorsätzlichen Tötung schuldig ist. Sie hat bereits gestanden, in etwa 30 Fällen, „Unheilbare“ getötet zu haben, um „ihre Leiden abzukürzen“. Oder wird sich der Richter nach der Vorgabe des sozialstische Politikers richten und auch “ von der grossen Humanität der Ärztekammer“ beeindruckt sein? Wie die deutschen Gerichte einst immer mehr politische Urteile fällten, könnte hier ein ähnlicher Prozess, diesmal von links, einsetzen.

Autor

Moritz Nestor, Psychologe

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