Hitlers Leibarzt Karl Brandt während des Nürnberger Ärzteprozesses – die gleiche Argumentation wie heutige «Sterbehelfer»

Moritz Nestor


Hitlers Leibarzt Karl Brandt während des Nürnberger Ärzteprozesses – die gleiche Argumentation wie heutige «Sterbehelfer»


 

Patiententötung „kann unmenschlich aussehen. Es liegt dies aber in der Durchführung als solcher„, [1] weil zum Beispiel Angehörigen zwei Urnen mit der angeblichen Asche ihres verstorbenen Angehörigen zugeschickt worden seien. Das sei „bedauerlich, aber es trifft nicht das Prinzip und kann meiner Meinung nach auch dieses Prinzip nicht erschüttern.“ [2]

Hinter den Patientenmorden, für die die Nazis bereits das scheussliche Wort ‚Sterbehilfe‘ benutzten, habe nach Brandt ein „humanes“ Prinzip gestanden: „Dahinter stand: dem Menschen, der sich nicht selbst helfen kann und der unter entsprechenden quälenden Leiden sein Dasein fristete, eine Hilfe zu bringen. Diese Überlegungen ist sicher nicht etwas Unmenschliches, und es ist auch von mir nie als irgend etwas Nichtethisches oder Nichtmoralisches empfunden worden. Ich weiß, daß durch die äußeren Umstände der Durchführung, im wesentlichen immer wieder dieses Moment der Geheimhaltung, bedauerliche Zwischenfälle aufgetreten sind, trotz allen Versuchs und allen Bemühungen dieser Durchführungsstelle, diese zu verhindern.“ [3]

Das Problem der Patiententötung also eine Frage der „richtigen Durchführung“! Wie heute. Der „Sterbehelfer“ Brandt sieht sich als Anwalt der wahren Interessen des Patienten, wenn er sagt: „Außerdem erwartet der Patient, daß man ihm hilft, und die Angehörigen erwarten es in gleicher Weise.“ [3] Wie die Todesengel heute!

Der Krieg ist vorbei, und Brandt rechtfertigt vor dem Nürnberger Gericht unbeirrt die Patientenmorde: Er wisse, „dass auch heute wieder und vielleicht gerade in diesem Augenblick in anderen Staaten und Ländern die Frage der Euthanasie erneut debattiert wird, daß sich die entsprechenden Exponenten der Kirche zusammenschließen, sowohl unter den evangelischen  wie den Methodisten und denen sich anschließenden Ärztevereinigungen.“[4]

Und dann kommt der furchtbare Satz:

 

„Wenn man über diese Frage der Euthanasie sich offen ausspricht und sich müht, von einer ernsten Grundlage der Tatsachen sich gegenseitig zu verstehen, so wird meiner Meinung nach auch für die Zukunft ein Weg für die Durchführung zu finden sein.“[5]

Die heutigen „Sterbehelfer“ sollten sich daran erinnern. Brandt sprach diese Worte, als ihm der Tod durch den Strang sicher war. Und dennoch sagt er unbeirrt, es sei die „humane“ Idee der „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ richtig, nur die Durchführung sei fehlerhaft gewesen.

Seine Rechtfertigung des Massenmordes könnte von jedem x-beliebigen „Euthanasie“-Ideologen der heutigen Zeit stammen, obwohl 70 Jahr vergangen sind:

 

„Dahinter stand: dem Menschen, der sich nicht selbst helfen kann und der unter entsprechenden quälenden Leiden sein Dasein fristete, eine Hilfe zu bringen.“ [3]

Der Massenmord an den Patienten sei „sicher nicht etwas Unmenschliches, und es ist auch von mir nie als irgend etwas Nichtethisches oder Nichtmoralisches empfunden worden.“[6]

Nur, daß man es nicht richtig geheimhielt und dadurch Grausamkeiten provozierte, das empörte ihn! Die Nazis zwangen keinen Arzt, an der „Euthanasie-Aktion“ teilzunehmen: „Er hatte umgekehrt und im Gegenteil die Verpflichtung, wenn er nicht damit einverstanden ist, unter keinen Umständen eine Euthanasie durchzuführen.“[7]

 

[1]     Alexander Mitscherlich & Fred Mielke(1962): Medizin ohne Menschlichkeit. Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses. Frankfurt/Main: Fischer, S. 206.
[2]     Ebd., S. 206.
[3]     Ebd., S. 206.
[4]     Ebd., S. 207.
[5]     Ebd., S. 207.
[6]     Ebd., S. 206.
[7]     Ebd., S. 205.

Autor

Moritz Nestor, Psychologe

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