Zahlen und Fakten zu den niederländischen Patiententötungen (2)

22. Dezember 1998 Moritz Nestor

Patiententötungen ohne Verlangen – «Akt der Menschlichkeit beim Sterben»

Niederländische Regierungsstellen zitieren aus dem Remmelink-Bericht beständig die Zahl von 2’300 Fällen «Euthanasie» pro Jahr. Diese Zahl wird auch in der Schweiz herumgereicht. Schaut man jedoch etwas genauer in die Tabellen des Berichts, findet man erschreckende Daten. Zum Beispiel tauchen plötzlich 1’000 (tausend) weitere Patienten, die ohne ihr Verlangen oder Wissen getötet wurden. Diese Toten nennt der Bericht jedoch nicht «Euthanasie», da – so zynisch das klingt – gemäss amtlicher niederländischer Definition von «Euthanasie» nur gesprochen wird, wenn die Tötung auf «ausdrücklichen Wunsch» des Patienten durch einen Arzt geschieht. Diese Toten tauchen auch nicht in den offiziellen Builletins unter «Euthanasie» auf. Diese 1’000 Patiententötungen sind alles Fälle, bei denen der Arzt im Fragebogen sein Handeln selbst als «aktive Lebensverkürzung ohne Willenserklärung des Patienten» bezeichnet hatte. Der Bericht bezeichnet diese Fälle zynisch als «im äussersten Notfall angewandter Akt der Menschlichkeit beim Sterben».

Die Motive für diese 1’000 Tötungen ohne Verlangen der Patienten – also vorsätzlichen Tötungen bzw. Morde – finden sich angegeben in Tabelle 6.7 von Band II des Remmelink-Berichts.[1]

17 % «Wens patient» (Wunsch des Patienten), obwohl der betreffende Patient in Wirklichkeit gar nicht gefragt worden war!
30% «De pijn/het lijden von de patient» (Schmerzen/Leiden des Patienten)
31 % «Geringe kwaliteit van Leven» (niedere Lebensqualität)
60% «Geen uitzicht op verbetering» (keine Aussicht auf Besserung)
39% «Elke medische behandeling was zinloos geworden» (Behandlung wurde sinnlos)
33 % «Niet onnodig rekken» (Nicht unnötig verlängern)
32 % «Naasten konden het niet meer aan» (Die Angehörigen hielten es nicht mehr aus.)
1% «Economische overwegingen, b. v. beddenschaarste» (Ökonomisch Gründe, z.B. Bettenknappheit)

Schweizer «Euthanasie»-Liberalisierer fordern unter ausdrücklicher Berufung auf die Niederlande vom Gesetzgeber ein «Recht auf den Tod». Dann werden auch wir bald unsere Alten und Dementen töten, weil die Angehörigen es nicht mehr aushalten, weil die Betten zu knapp sind, weil keine Aussicht auf Besserung besteht oder die Lebensqualität zu nieder ist! Wollen wir das?

[1] van der Maas P.J., van Delden J.J.M., Pijnenborg L. Medische Beslissingen Rond Het Levensende. Sdu Uitgeverij Plantijnstraat. ´s-Gravenhage 1991, Tabelle 6.7, S. 51 [= Remmelink-Bericht]

Autor

Moritz Nestor, Psychologe

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